Venezuela / Politik

Zahl der Todesopfer nach Unruhen in Venezuela weiter gestiegen

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Universitätskrankenhaus in Maracaibo
Universitätskrankenhaus in Maracaibo

Caracas. In Venezuela ist die Zahl der Todesopfer durch die politischen Unruhen nach den Präsidentschaftswahlen weiter gestiegen. Nach Berichten venezolanischer Medien starb am Dienstag die 12-jährige María Victoria González Báez nach mehrtägiger Intensivbehandlung im Universitätskrankenhaus von Maracaibo. Sie wurde nach Darstellung der Staatsanwaltschaft von einem Lastwagen überrollt, der bewusst in eine Gruppe von Personen gefahren war, die den Sieg von Nicolás Maduro feierte. Dabei starb neben dem 12-jährigen Mädchen auch ein 11-jähriger Junge.

Die Generalstaatsanwältin des südamerikanischen Landes, Luisa Ortega Díaz, bestätigte den Todesfall in einer Pressekonferenz. Sie teilte mit, dass insgesamt neun Menschen ihr Leben verloren und 78 verletzt wurden, darunter neun schwer und zwei in kritischem Zustand. Alle Toten werden dem Regierungslager zugerechnet.

Manche Medien rechnen den Geschehnissen auch den Mord an Johny Pacheco zu. Der Aktivist war am Mittwoch nach der Wahl erschossen worden und wird teilweise als zehntes Opfer der Gewalt der Opposition dargestellt. In der Aufzählung der Staatsanwaltschaft kam er jedoch nicht vor. Oppositionelle Medien hatten berichtet, dass seine Ermordung nicht politisch motiviert gewesen sei.

Nach Angaben der Justizbehörden hatten Anhänger der Opposition nach dem knappen Wahlsieg des Regierungskandidaten und neuen Präsidenten Nicolás Maduro am 14. April Regierungsaktivisten und -institutionen im ganzen Land angegriffen, darunter Krankenhäuser, Medien und Parteibüros. 

Die Direktorin des Universitätskrankenhauses von Maracaibo, Jenny Cadeño, kündigte indes an, die medizinischen Unterlagen über den Tod von María Victoria González Báez und weiterer verletzter Patienten, die mutmaßlich Opfer politischer Gewalt wurden, an die Staatsanwaltschaft zu übergeben. Ziel sei es, die Verantwortlichkeit des unterlegenen Oppositionskandidaten Henrique Capriles für die Übergriffe zu klären. Der 40-jährige rechtsgerichtete Politiker hatte zwar von "friedlichem Protest" gesprochen, seine Anhänger jedoch aufgefordert, ihre Wut zu "entladen". Das Militär rief er dazu auf, seine Stimmen angesichts eines unterstellten Wahlbetrugs zu "verteidigen". Am Nachmittag und in den Abendstunden kam es dann zu den Ausschreitungen und Angriffen.

Informationsminister Ernesto Villegas hat den Medien und Politikern der Opposition vorgeworfen, das Ausmaß der Gewalt verschwiegen zu haben. "Die Informationen über das Thema waren sehr gering", sagte der Minister. Viele private Medien hätten die Toten und die Gewalt gegen die Regierungsanhänger nur am Rande erwähnt. "Ich frage mich: Wenn der Fall andersherum gewesen wäre, wäre das nicht der Aufmacher gewesen?" Auch manche Organisationen, die von sich sagten, die Menschenrechte zu verteidigen, beteiligten sich an der Verschleierung, sagte Villegas.

Der Wahlverlierer Henrique Capriles schoss umgehend zurück: Über den Kurznachrichtendienst Twitter forderte er seine Anhänger auf, gegen die "Lügen der Regierung" die "Wahrheit" zu verbreiten.