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China bremst Konjunktur in Lateinamerika

Hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten. USA könnte Status als wichtigster Handelspartner der Region verlieren

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Zunehmend verzahnte Ökonomien: China und Lateinamerika
Zunehmend verzahnte Ökonomien: China und Lateinamerika

Santiago de Chile. Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL/ECLAC) hat ihre Wachstumserwartung für Lateinamerika von 3,5 Prozent auf drei Prozent für das Jahr 2013 gesenkt. Dies geht aus einem aktuellen Report hervor, den die Organisation vor wenigen Tagen in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile vorgestellt hat.

Vor allem die Ökonomien von Brasilien und Mexiko wachsen demnach langsamer. Auch andere Staaten wie Chile, Panama und Peru erleben eine wirtschaftliche Verlangsamung. Eine der Hauptursachen für das verringerte Wachstum sei die hohe Abhängigkeit von Rohstoffexporten in die EU und in die Volksrepublik China. Während in der EU einige Staaten seit 2008 eine Wirtschaftskrise erleben und die Ökonomie dort allgemein stagniert, hat sich das Wachstum der chinesischen Wirtschaft nach einem Jahrzehnt mit Wachstumsraten um die zehn Prozent seit 2011 immer weiter verlangsamt. Für dieses Jahr erwarten Experten für das Reich der Mitte einen Zuwachs von 7,5 Prozent.

Vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die Regierungen Chinas und Lateinamerikas die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen rasant ausgebaut. Das Volumen des Wirtschaftsaustauschs stieg von vier Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 auf 71 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr. Schätzungen gingen zuletzt davon aus, dass China die USA als den wichtigsten Handelspartner des lateinamerikanischen und karibischen Raumes bereits 2015 ablösen könnte. Doch nun scheint die "Fiesta vorbei" zu sein, wie es der rechtsgerichtete argentinische Journalist Andrés Oppenheimer jüngst schrieb. Vor allem Metallexportländer wie Peru, Chile und Surinam, Ölexportländer wie Venezuela, Bolivien, Ecuador und Kolumbien sowie Argentinien als Land mit einem großen Anteil an Nahrungsmittelexporten seien von der veränderten wirtschaftlichen Lage in China betroffen, meint Oppenheimer.

Alicia Bárcena, die Generalsekretärin der ECLAC, wies darauf hin, dass neben der Exportabhängigkeit und dem Handelsbilanzdefizit, welches mit zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes der Region den höchsten Wert seit 2001 aufweist, das Wirtschaftswachstum vor allem auf privatem Konsum basiere. Dies sei nicht nachhaltig. Die Staaten Lateinamerikas sollten die Quellen des Wirtschaftswachstums diversifizieren. Darüber hinaus mahnte die Mexikanerin an, dass in Lateinamerika ein Sozialpakt für mehr Investitionen, höhere Produktivität, andere Strukturen der Warenproduktion und für mehr soziale Gleichheit geschlossen werden sollte.