Bauernbewegung in Kolumbien vernetzt sich stärker

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Auf dem vierten Landestreffen des Coordinador Nacional Agrario (CNA)
Auf dem vierten Landestreffen des Coordinador Nacional Agrario (CNA)

San Lorenzo, Kolumbien. Der wochenlange Agrarstreik in vielen Regionen Kolumbiens im August dieses Jahres führt zu einer stärkeren landesweiten Vernetzung der Bauernbewegung. Dieses Erstarken kann auch auf die drastische Repression gegen den Streik zurückgeführt werden, in dessen Verlauf mindestens 20 Aktivisten von Polizei und Militär ermordet worden sind.

Auf dem vierten Landestreffen des Coordinador Nacional Agrario (CNA) treffen sich zurzeit die beteiligten Organisationen. Das Treffen findet noch bis zum 22.11.2013 in San Lorenzo, einem Dorf im südlichen Bundesstaat Nariño, statt. Mehr als 600 Personen aus mehr als 120 Organisationen aus allen Regionen sind anwesend und werten die Erfolge des Streiks aus, um über weitere Proteste zu entscheiden.

Der CNA besteht seit 16 Jahren und ist heute das größte Netzwerktreffen von Bauernorganisationen. Auch indigene Gruppen und Studierendenverbände, die den Zusammenhang der Benachteiligung von Bauern, Indigenen und Frauen hervorheben, beteiligen sich.

Zu den gemeinsamen Anliegen des ersten landesweiten Treffens nach dem Streik gehört die Lösung des Konfliktes um Landbesitz. Bis heute sind viele ländliche Areale, die illegal und gewaltsam enteignet worden sind, im unrechtmäßigen Besitz. Zudem werden Vorschläge zur Verhinderung von Kohle- und Goldabbau in allen Landesteilen diskutiert und Proteste gegen multinationale Saatgutfirmen wie Monsanto geplant.

Zur Begrüßung sprach der Bürgermeister von San Lorenzo sich öffentlich gegen den in der Region geplanten Extraktivismus aus und rief zum gemeinsamen Widerstand auf. In Nariño werden aus Protest gegen die Erforschung der Vorkommen von Bodenschätzen seit einiger Zeit regelmäßig Fahrzeuge von Mitarbeitern von Gran Colombia Gold beschädigt. Zudem war Nariño eines der Zentren des Agrarstreiks in diesem Jahr.

Besonders emotional wurde die Veranstaltung, als telefonisch ein inhaftierter Aktivist zugeschaltet wurde, der im Rahmen des Streiks im Bundesstaat Arauca inhaftiert wurde. Die Situation politischer Gefangener in Kolumbien ist äußerst kritisch.

Der CNA äußert sich deutlich antikapitalistisch und gegen den Einfluss der USA und der EU auf die Entwicklung Kolumbiens, zum Beispiel durch das Freihandelsabkommen. Vorschläge zur weiteren Mobilisierung, die in den nächsten Tagen diskutiert und beschlossen werden sollen, sind beispielsweise Straßenblockaden, um den Zugang von multinationalen Konzernen zu Bodenschätzen und landwirtschaftlich genutzten Flächen zu verhindern. Zudem wird über weitere Streiks und Demonstrationen sowie kreative Aktionen beratschlagt.