Monsanto und Co. haben Paraguay fest im Griff

Zulassung von weiteren genmanipulierten Maissorten erfolgt. Vertreibung von Kleinbauern nimmt immer größere Ausmaße an

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Dürfen gentechnisch verändertes Maissaatgut in Paraguay einsetzen: Monsanto, Syngenta und BASF
Dürfen gentechnisch verändertes Maissaatgut in Paraguay einsetzen: Monsanto, Syngenta und BASF

Asunción. Die Regierung in Paraguay hat die Zulassung von mehreren Sorten gentechnisch verändertem Maissaatguts gebilligt. Dabei handelt es sich um Saatgut

der Konzerne Monsanto, Syngenta und BASF – den Weltmarktführern unter den Agrar- und Chemiekonzernen.

Mit dieser unlängst getroffenen Maßnahme der rechtsgerichteten Regierung unter Präsident Horacio Cartes wird den Kleinbauern in dem südamerikanischen Land eine weitere Lebensgrundlage entzogen. Der Anbau von Mais und Baumwolle erfolgte bisher weitestgehend auf kleinbäuerlichen Feldern und in Familienbetrieben, die das erforderliche Saatgut vom Staat erhielten. Schon im Jahr 2012 hatte De-facto-Präsident Federico Franco, der nach dem parlamentarischen Putsch gegen den linksgerichteten Präsidenten Fernando Lugo die Macht übernahm, Monsanto und anderen transnationalen Konzernen mittels eines Dekrets über die uneingeschränkte Nutzung gentechnisch veränderter Baumwolle weit die Tür nach Paraguay geöffnet.

Diese Entscheidung zugunsten der landwirtschaftlichen Großgrundbesitzer und Konzerne führt zu einer immer schnelleren Ausweitung der Anbauflächen und massiver Vertreibung von Kleinbauern aus ihren angestammten Gebieten, für die der Erwerb von genmanipuliertem Saatgut und dazugehörigen Pestiziden unrentabel ist. Allein die bisher vorherrschenden Soja-Monokulturen vertrieben laut einer Untersuchung von Quintín Riquelme und Elsy Vera etwa 900.000 Kleinbauern, die sich im Armengürtel der Hauptstadt Asunción ansiedelten. In nur zehn Jahren verringerte sich der Anteil der Landbevölkerung von 56,7 auf 43,3 Prozent, während sich die Anbauflächen von genmanipulierter Soja von 1,5 auf rund 3 Millionen Hektar mehr als verdoppelten.

Die Großplantagen dehnen sich heute bis in unmittelbare Wohnortnähe der verbleibenden Kleinbauernfamilien und Indigenen aus. Im Jahr 2010 bedeckten die Anbauflächen für Soja 66 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Paraguay. Ein großes Problem stellt dabei der ungehemmte Einsatz von Pestiziden für Mensch und Tier dar. Auch die konventionellen Anpflanzungen der Bauern sind in Gefahr. Obwohl Gesetze den Einsatz von Pestiziden regeln, halten sich die meist brasilianischstämmigen Plantagenbesitzer im Osten Paraguays selten daran.

Indes nimmt der Widerstand der Bauern zu. In der vergangenen Woche trafen sich fünfhundert Delegierte des Nationalen Kleinbauernverbandes (FNC) aus allen Teilen des Landes in der Hauptstadt Asunción, um über ihre Forderungen an die Regierung und konkrete Schritte für eine notwendige Landreform zu debattieren. "Wenn wir nur auf den Staat warten, wird nichts passieren", sagte die Generalsekretärin der Organisation, Teodolina Villalba.