Teilerfolg für Hungerstreikende in Paraguay

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Angehörige der Hungerstreikenden fordern auf ihrem Transparent "Gefängnis für die wirklichen Verbrecher – Gerechtigkeit und Klärung des Massakers von Curuguaty"
Angehörige der Hungerstreikenden fordern auf ihrem Transparent "Gefängnis für die wirklichen Verbrecher – Gerechtigkeit und Klärung des Massakers von Curuguaty"

Asunción. Am vergangenen Dienstag sind die fünf paraguayischen Staatsbürger Rubén Villalba, Adalberto Castro, Felipe Benítez, Néstor Castro und Arnaldo Quintana aus dem Militärhospital nach Hause entlassen worden. Das Berufungsgericht verwarf die nur wenige Tage alte Entscheidung auf Fortdauer der Untersuchungshaft und ordnete bewachten Hausarrest für die Angeklagten bis zum Verhandlungsbeginn am 26.Juni an.

Auf die plötzliche Neuentscheidung des Gerichts dürfte vor allem ein aktuelles medizinisches Gutachten vom vergangenen Sonnabend Einfluss genommen haben, in dem auf den äußerst kritischen Gesundheitszustand der Häftlinge und unvorhersehbare Folgeschäden verwiesen wurde. Villalba und seine Mitgefangenen befanden sich zu diesem Zeitpunkt seit 58 Tagen im Hungerstreik. Seit diesem Tag verweigerten sie auch die Aufnahme von elektrolythaltigen Getränken und nahmen nur noch Wasser zu sich. Alle fünf Hungerstreikenden verloren zwischen 17 und 19 Kilo ihres Gewichts.

Aber auch die zunehmende Solidarität im In-und Ausland setzte die paraguayische Justiz unter Druck. Viele Menschen kamen täglich zu den nächtlichen Mahnwachen vor dem Militärhospital, in das die Angeklagten gegen ihren Willen verlegt worden waren. Unter ihnen befanden sich sowohl Prominente aus Kunst und Kultur des südamerikanischen Landes als auch Studierende, Politiker linksgerichteter Parteien und Vertreter kirchlicher Organisationen. Am vergangenen Wochenende ketteten sich mehrere Angehörige der Inhaftierten an die Gitter vor dem Militärkrankenhaus und drohten ebenfalls mit Hungerstreik.

Den fünf Landarbeitern wird versuchter Mord, Bildung einer kriminellen Vereinigung und ungerechtfertigte Landbesitznahme vorgeworfen. Die Anklage beruht auf dem Massaker von Curuguaty vom 15.Juni 2012, bei dem elf landlose Kleinbauern und sechs Polizisten ihr Leben verloren und infolgedessen der linksgerichtete Präsident Fernando Lugo mittels eines parlamentarischen Putsches seines Amtes enthoben wurde.

Einer der Hungerstreikenden, Rubén Villalba, ist indes wieder inhaftiert worden. Gegen ihn wurde ein Haftbefehl wegen Besetzung von Ländereien im Jahr 2008 vollstreckt, die sich ein brasilianischer Geschäftsmann in Colonia Pindó angeeignet hatte. Sein Rechtsanwalt hat Beschwerde eingelegt.