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Wasserkrise in São Paulo verschärft sich

Wasserversorgung des Bundesstaates gefährdet. Gouverneur Alckmin spricht sich gegen Rationierung aus. PT-Opposition fordert politische Maßnahmen

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Die Trockenphase in diesem Sommer führte zu historischen Tiefständen in den Wasserspeichern des Bundesstaates São Paulo
Die Trockenphase in diesem Sommer führte zu historischen Tiefständen in den Wasserspeichern des Bundesstaates São Paulo

São Paulo. Die Wasserkrise im brasilianischen Bundesstaat São Paulo spitzt sich zu Beginn des trockensten Monats des Jahres weiter zu. Laut der Wasserbehörde Sabesp blieben die Regenwerte auch im Juli, zum sechsten Mal in diesem Jahr, unter dem nötigen Mittelwert. Seit einigen Jahren führt unter anderem der ausbleibende Regen zu Krisen der Wasserversorgung. So führte die Trockenphase in diesem Sommer zu historischen Tiefständen in den Wasserspeichern des Bundesstaates. Das Canteira- System, ein von der Sabesp geführter Verbund aus Stauseen, der ein Großteil der Bewohner des bevölkerungsreichsten Bundesstaates mit Wasser versorgt, ist praktisch ausgetrocknet. Aufgrund des fehlenden Regens befürchten Experten nun den Zusammenbruch der Versorgung zum Ende des Jahres.

Der Journalist André Forastieri hebt die politische Dimension der derzeitigen Krise hervor. "São Paulo durchlebt im Moment die schärfste Versorgungskrise in seiner Geschichte. Dies ist kein Werk der Natur. Die Nachfrage nach Wasser ist stark gestiegen und nur wenig ist passiert um uns darauf vorzubereiten, weder mit Gesetzen noch durch die Bildung der Bevölkerung", schreibt der 49-jährige im Nachrichtenportal R7.

Trotz der "historischen Krise" schloss Gouverneur Geraldo Alckmin der rechtssozialdemokratischen PSDB am vergangenen Samstag eine Wasserrationierung aus und bezeichnete diese als "unverantwortlich". Alckmin versicherte, dass seine Regierung die Versorgung bis zur Regenzeit Ende des Jahres garantieren könne. Kritiker werfen ihm vor, eine Rationierung hinauszuzögern, um politischen Schaden im Vorfeld der Wahlen abzuwenden. Im Oktober kandidiert Alckmin um die Wiederwahl zum Gouverneur gegen den Kandidaten der Arbeiterpartei PT, Alexandre Padilha.

Die PT-Opposition fordert unterdessen stärkere politischen Maßnahmen gegen die Krise: "Wenn es Ende des Jahres nicht regnet wird dies eine Katastrophe für die Metropolenregion São Paulo bedeuten. Wir müssen eingestehen, dass ein großes Risiko eines Kollaps besteht und daher eine Wasserrationierung erforderlich ist", sagte Chico Brito, PT-Bürgermeister von Embu das Artes.

Das halbstaatliche Unternehmen Sabesp, das über 70 Prozent der Bewohner des Bundesstaates mit Wasser versorgt, sprach sich gegen eine territorial aufgeteilte, rotierende Rationierung der Wasserversorgung aus. Davon würden vor allem die ärmsten Stadtteile, aufgrund von mangelnder Infrastruktur und fehlenden Alternativen, betroffen sein.

Gilberto Natalini, Kandidat der Grünen Partei (PV), fordert ein politisches und gesellschaftliches Umdenken. Da der größte Teil des Wassers im Haushalt verwendet wird, müsse das Bewusstsein der Bevölkerung verändert werden, um damit eine freiwillige Reduzierung des Wasserverbrauches zu erreichen.