Argentinien / Wirtschaft

Weiterhin keine Einigung im Schuldenstreit

Konfrontation zwischen Argentiniens Regierung und Hedgefonds-Gruppe dauert an. Wirtschaftliche Probleme des Landes verschärfen sich

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Verschuldung, Inflation und Rezession sind die drei dringenden Probleme, die Argentiniens Regierung lösen muss
Verschuldung, Inflation und Rezession sind die drei dringenden Probleme, die Argentiniens Regierung lösen muss

Buenos Aires. Die Verhandlungen zwischen einem Konsortium verschiedener Privatbanken und den Hedgefonds, die mit ihren unablässigen Schuldforderungen

an Argentinien international für Furore gesorgt haben, sind gescheitert. Das Konsortium, an dem unter anderen die Deutsche Bank, JPMorgan und die HSBC beteiligt sind, hatte den Hedgefonds NML Capital und Aurelius angeboten, ihnen ihre Forderungen an die argentinische Regierung abzukaufen.

Diese beiden Hedgefonds gehören einer kleinen Gruppe von Schuldnern an, die den Schuldenschnitt, den die argentinische Regierung nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2001 aushandelte, nicht mitgetragen hat und das Land im Juni dieses Jahres erfolgreich auf die Rückzahlung der gesamten Summe verklagte. Dies führte zu einer "technischen Zahlungsunfähigkeit" Argentiniens (amerika21 berichtete). Bei den Verhandlungen wurde keine Einigung erzielt, da die Hedgefonds den Banken keine Garantien auf die Schuldpapiere mitgeben wollten.

Argentinien versucht unterdessen, eine Klage vor dem Internationalen Gerichtshof gegen die USA wegen Verletzung seiner staatlichen Souveränität einzubringen. Dafür müssen allerdings die USA erst die Zuständigkeit des Gerichtshofes anerkennen. Die europäischen Schuldner Argentiniens, deren Schulden laut dem Urteil vom Juni nicht vor denen der Hedgefonds bedient werden dürfen, haben das Urteil vor dem New Yorker Bundesgericht angefochten.

Gleichzeitig kämpft Argentinien weiterhin mit wirtschaftlichen Problemen, die sich durch die ungeklärte Schuldenlage verschlimmern. Der Peso verliert auf den Schwarzmärkten an Wert, da viele Argentinier aufgrund der unsicheren finanziellen Zukunft ihres Landes Pesos in US-Dollar umtauschen. Auch für den staatlich regulierten, offiziellen Devisenmarkt erwartet man eine Abwertung des Pesos, der momentan bei 8,27 US-Dollar steht. Gleichzeitig sinkt weltweit der Preis von Soja und Getreide, was Argentinien doppelt trifft. Zum einen, da die Hauptexportgüter des Landes Agrarprodukte sind und zum anderen, da Brasilien, welches einer der Hauptabnehmer argentinischer Exporte ist, ebenfalls durch den Preisverfall wirtschaftliche Probleme hat.

Mit einer Abwertung des Pesos würden die Importgüter teurer, was die Lebenshaltungskosten weiter ansteigen lässt. Auch wenn die Inflationsrate in den vergangenen Monaten zurückgegangen ist, liegt die akkumulierte Inflation seit Jahresbeginn laut offiziellen Angaben zum Juli bei 16,7 Prozent. Private Einschätzungen gehen weit darüber hinaus und planen mit einer akkumulierten Inflation von über 40 Prozent bis zum Ende des Jahres. Leidtragend sind Arbeitnehmer aus der Mittelschicht und Geringverdiener, denn einhergehend mit dem Steigen der Lebenshaltungskosten sinkt das reale Einkommen.

Hinzu kommt eine momentane wirtschaftliche Rezension, die sich durch den Schuldenstreit verschlimmern könnte: Bisher hatten Investoren in Argentinien gehofft, die Schuldenkrise würde sich durch die Übernahme der Hedgefonds-Schuldpapiere durch private Banken lösen. Nachdem dies scheiterte, fürchtet man in Argentinien den Abzug von Kapitalinvestitionen, was die Produktion senken und Argentiniens Wirtschaftsaktivität, die im vergangenen Trimester um 2,5 Prozent zurückgegangen ist, weiter schwächen würde.

Am Dienstag vergangener Woche hat die argentinische Zentralbank die Zinsen gesenkt. Dies wird als Sieg von Wirtschaftsminister Axel Kicillof über den konservativen Zentralbankchef Juan Carlos Fábrega gewertet. Durch die Zinssenkung wird der Wertverfall des Pesos zwar weiter angekurbelt, doch kann so dem Rückgang der Wirtschaftsaktivität entgegengewirkt werden.