Lehrer in Mexiko gehen gegen Privatisierung der Bildung auf die Barrikaden

Landesweite Proteste gegen Bildungsreform. Minister verweigert Gespräche. Lehrkräfte bitten Senat um Vermittlung. Mahnwache in der Hauptstadt

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Lehrer bei ihrer Mahnwache im Park La Ciudadela in Mexiko-Stadt
Lehrer bei ihrer Mahnwache im Park La Ciudadela in Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt. In Mexiko setzen Lehrer und Professoren einen seit fast zwei Wochen anhaltenden landesweiten Streik gegen die Bildungsreform der Regierung fort. Trotz eines massiven Polizeieinsatzes hält die Nationale Unabhängige Lehrergewerkschaft (CNTE) derzeit eine Mahnwache im Zentrum von Mexiko-Stadt ab. Zuvor waren am Mittwoch Lehrkräfte aus dem ganzen Land angereist, um den Senat zu ersuchen, einen Dialog mit der Regierung von Präsident Enrique Peña Nieto zu ermöglichen. Die Pädagogen betonen, dass sie ihre Mahnwache nicht aufheben werden, bis die Regierung auf Verhandlungen eingeht. Laut CNTE haben bereits mindestens 25.000 Menschen im Bildungswesen ihren Arbeitsplatz verloren.

Die Aktion begann bereits in der Nacht zum Donnerstag, nachdem die Protestierenden Senat und Regierung - teils unter Tränengas der Polizei - ein Dokument aushändigten, in dem sie ihre Ablehnung der Bildungsreform begründen und um die Möglichkeit eines offenen Dialogs mit der Regierung bitten. Anschließend postierten sich die Lehrkräfte vor dem Bildungsministerium, wo die Zusammenkunft von der Bundespolizei aufgelöst wurde. Daraufhin verlegten die Lehrer ihre Mahnwache in den Park La Ciudadela, mitten im historischen Zentrum der Hauptstadt.

Die unabhängige Gewerkschaft fordert einen runden Tisch mit dem Bildungsminister und weiteren Vertretern der Regierung, um über die 2013 initiierte Bildungsreform zu diskutieren. Die Dozenten kritisieren, dass die Reform die Privatisierung des Bildungssystems vorantreibt und sich damit die Arbeitsbedingungen der Lehrer und Professoren verschlechtern. Sie beinhaltet Leistungskontrollen, darunter eine standardisierte Prüfung aller Lehrer, die weder dem sozialen und alltäglichen Arbeitsumfeld der Pädagogen noch der kulturellen und sprachlichen Vielfalt der Schüler Rechnung trägt. Die Mitglieder der CNTE sind nicht per se gegen eine Bildungsreform, die das prekäre Bildungsniveau im Land verbessert, wollen aber mitbestimmen können.

Den unbefristeten Streik gebe es auch wegen der 25.000 Entlassungen im Bildungssektor, die einen gravierenden Rückschritt für das Bildungswesen des Landes bedeuten, erklärte CNTE-Mitglied José Rangel. Die Initiative sei ein "Zwangsgesetz", das nur "den Kampf im ganzen Land intensiviert und das Bildungssystem Mexikos destabilisiert", stellte Rangel fest.

Bildungsminister Aurelio Nuño Mayer kündigte jedoch bereits an, keine Gespräche mit den Pädagogen führen zu wollen, da "sie mit ihren Aktionen den Dialog blockieren". Die Bildungsreform wurde vom Parlament beschlossen und steht daher nicht zur Debatte, so Nuño. Er warnte davor, dass diejenigen Lehrer, die mehr als drei Mal hintereinander ohne Entschuldigung nicht zur Arbeit erscheinen, sofort entlassen werden können. "Diejenigen, die gegen diese Reform sind, sind auch diejenigen, die ihre Privilegien behalten wollen", fügte er an.

Im Bundesstaat Chiapas kam es indes zu Auseinandersetzungen zwischen Lehrern, Eltern sowie Lokal- und Bundespolizisten. Die Einsatzkräfte haben am Mittwoch die Protestierenden mit Tränengas attackiert, als diese die zwei wichtigsten Eingänge der kleinen Stadt Chiapa de Corzo blockiert haben.

Am Donnerstag haben die Lehrkräfte zusammen mit Eltern erneut gegen die Polizeigewalt protestiert und auf der Straße ihren Kampf gegen die Bildungsreform fortgesetzt. Am gleichen Tag blockierten sie trotz starker Polizeipräsenz alle Zugänge zum Flughafen der Stadt Oaxaca im Süden des Landes.

Die Lehrerschaft ist am 15. Mai in den Dauerstreik getreten. Mittlerweile haben sich die Eltern der 43 verschwundenen Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa, Mitglieder der Nationalen Gewerkschaft der Berg- und Metallarbeitern sowie indigene Gemeinden aus dem Bundesstaat Guerrero dem Arbeitskampf der Pädagogen angeschlossen.

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