Lateinamerika / Medien

Amerigo und Astra

Vom Mundus Novus zu Telesur über Satellit

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Amerigo Vespucci
Amerigo Vespucci

Vor genau 500 Jahren, am 22. Februar 1512, starb der Mann, der Amerika seinen Namen gab. Wobei er selber dafür nicht einmal verantwortlich war. Es war eine Kette von Missverständnissen, die in Europa dazu führten, dass der Kontinent nach Amerigo Vexpucci und nicht etwa nach dem – aus europäischer Sicht – wirklichen Entdecker Christoph Kolumbus benannt wurde. Die Namensgebung ist "die Geschichte eines historischen Irrtums", wie es beispielsweise im Untertitel von Stefan Zweigs äußerst lesenswertem Essay über Vespucci heißt.

Zum Irrtum, dass Amerigo der Entdecker dieser "neuen Welt" sei, der "Mundus Novus", wie das Werk heißt, das den Ruhm des Amerigo begründete, kam ein weiterer Irrtum, der um dieses Werk selbst kreist. Denn diese kleine Flugschrift von wenigen Seiten stammt vermutlich nicht von Vespucci selbst. Nicht er war es wohl, der erstmals in sensationslüsterner Art von dem neuen Kontinent berichtet – vor allem von der Küste Brasiliens, die Vespucci an Bord eines portugiesischen Schiffes Anfang des 16. Jahrhunderts erreichte.

Zwar versuchen neuere Historiker seine Autorenschaft zu begründen, allein so ganz überzeugend ist das alles nicht. Vieles spricht dafür, dass ein unbekannter Leser von Vespuccis Briefen nach Italien – der vermeintliche Entdecker war schließlich Italiener – die eher sachlich-nüchternen Schilderungen Vespuccis zu einem Bestseller umgeschrieben hat. Dieser landete dann unter anderem im Städtchen Saint-Dié-des-Vosges im Elsass, wo der Humanist Matthias Ringmann den Kartografen Martin Waldseemüller im Jahre 1507 dazu brachte, auf seiner Weltkarte den neu entdeckten Kontinent nach dem Namen seines Entdeckers Verspucci zu benennen – nach der weiblichen Form seines Vornamens, da auch Europa und Asien (Asia) nach Frauen benannt seien.

Schnell setzte sich die Namensgebung nach dem italienischen Geschäftsmann durch, der erst spät zum Seefahrer geworden war und der wohl vor allem durch gute Fähigkeiten als Nautiker auf sich aufmerksam gemacht hatte. Am Ende seines Lebens war er in Spanien verantwortlich für die Seekarte der neu entdeckten Welt, zu der damaligen Zeit eine hochgeheime Angelegenheit. Dass er am Ende verarmt in Sevilla starb, ist bei der Vorgeschichte irgendwie kaum mehr verwunderlich.

Mehrere Irrtümer und die schwierige Mediensituation zu Beginn des 16. Jahrhunderts haben also zu dieser merkwürdigen Namensgebung geführt, die zu Büchern wie dem von Zweig und zum Streit unter den Wissenschaftlern geführt hat, ob sich Vespucci etwas anmaß, was ihm nicht gebührte. Auch unsere Website amerika21.de trägt im Namen diesen Irrtum.

Simón Bolívar, der Anführer der Unabhängigkeitskriege, warb im 19. Jahrhundert dafür, den Kontinent nach Kolumbus umzubennen. Ob er an der Gewohnheit scheiterte – der Name war schließlich seit 300 Jahren im Gebrauch – oder daran, dass sein Wort weder unmittelbar, noch unverfälscht in Europa vernommen werden konnte, lässt sich heute schwer sagen. Für uns ist es aber zumindest heute eine der wichtigsten Aufgaben, den Argumenten und Realitäten aus der einstigen "Mundus Novus" einen beschleunigten und authentischen Weg in die alte Welt zu ebnen. 

Es gibt aber noch direktere Wege, sich unverfälscht über Lateinamerika zu informieren. Wege, die zur Zeit des Amerigo wohl kaum denkbar waren. Digitales Satellitenfernsehen liefert über Astra 19,2° Ost zumindest drei öffentliche Kanäle Lateinamerikas direkt in die Wohnstuben. Selbst wenn es zuletzt eine Änderung der Frequenzen gab, die bei einem unserer Leser für Verwirrung und schwarzem Bildschirm statt dem Empfang des Gemeinschaftskanals Telesur gesorgt hat: Wer die richtigen Kanäle kennt, wer eine digitale Satellitenanlage sein eigen nennt und sie richtig einstellen kann, der kann sich direkt aus Kuba, Brasilien und eben Venezuela informieren, von wo Telesur sendet und aus ganz Lateinamerika zu berichten versucht.

Zweifellos schützt das weder uns noch Andere vor Irrtümern. Aber wer sich informieren will und sich ein wenig anstrengt, der ist nicht mehr auf Kolportagen wie das Werk "Mundus Novus" angewiesen. Dass die Medienflut wiederum ganz andere Probleme mit sich bringt, ist eine andere Geschichte.

Lateinamerika auf Astra 19,2° Ost:
Telesur: Transponder 1.026 SR 22000 FEC 5/6 Frequenz 11597
Cubavision: Transponder 1.020 SR 22000 FEC 5/6 Frequenz 11509
Record Internacional Europa (Brasilien): Transponder 1.020 SR 22000 FEC 5/6 Frequenz 11509