Caracas. Tausende Menschen haben am Mittwoch in der venezolanischen Hauptstadt des Caracazo genannten Volksaufstands gedacht. Bei dem Aufstand am 27. und 28. Februar 1989 hatten sich verarmte Teile der Bevölkerung in Guarenas und Caracas gegen die Regierung des sozialdemokratischen Präsidenten Carlos Andrés Pérez erhoben. Die Folge war ein unorganisierter, heftiger Aufstand gegen die Härten der neoliberalen Politik der sogenannten Vierten Republik.
Die Regierung ließ die Erhebung in den Straßen durch Polizei und Armee niederschlagen. Nach damaligen offiziellen Angaben gab es etwa 300 Tote, Menschenrechtsorganisationen gehen aber von 3.500 Toten und hunderten Verschwundenen aus. Der Prozess der Aufklärung des Caracazos lief über zwei Jahrzehnte äußerst schleppend. In den vergangenen Jahren kam jedoch Bewegung in die Aufarbeitung. So nahm am gestrigen Jahrestag auch eine Wahrheitskommission die Arbeit auf. Sie soll die zwischen 1958 und 1998 begangenen politisch motivierten Menschenrechtsverletzungen aufklären.
Aktivisten der Bolivarischen Revolution sehen den Caracazo zugleich als deren zeitgenössischen Auftakt. Dem Volksaufstand folgten die Militärrebellionen von Februar und November 1992. Mit den Wahlsiegen von Hugo Chávez seit 1998 begann eine bis heute andauernde tiefgreifende politische und ökonomische Umgestaltung von Staat und Gesellschaft.