Kolumbien: Zunahme von Hinrichtungen durch Militär

Bogotá. Nach Angaben der kolumbianischen Nichtregierungsorganisation CINEP haben die Hinrichtungen durch Angehörige des Militärs im Jahr 2010 massiv zugenommen. Nach einer eigenen Erhebung habe es 58,3 Prozent mehr Fälle und 69,5 Prozent mehr Opfer als im Jahr 2009 gegeben, berichtet eine Studie von CINEP, die letzte Woche veröffentlicht wurde. Der Priester und Leiter dieses Zentrums, Mauricio García, beklagte zudem, dass es keine staatliche Kontrolle über die Missbräuche durch das Militär gibt.

Die meisten bekannten illegalen Hinrichtungen fanden zwischen 2006 und 2008 statt, als der aktuelle Präsident Juan Manuel Santos Verteidigungsminister war. Obwohl die Behörden sich damals bereit erklärten, Maßnahmen gegen solche Verbrechen zu treffen, werden Zivilisten immer noch vom Militär außergerichtlich ermordet, so die Studie von CINEP. Die Nichtregierungsorganisation registrierte eine veränderte Vorgehensweise. Die Opfer werden nicht mehr als Guerilla-Kämpfer präsentiert, wie in der Vergangenheit, sondern als Verbrecher.

Das CINEP bezeichnete es als besorgniserregend, dass die Untersuchungen in diesen Fällen nicht vorankommen. Es gebe rund 530 Prozesse zu Hinrichtungen, die zwischen 2001 und 2010 begangen wurden. Davon ruhen aktuell über 30 Prozent.