Bolivien / Politik

Bolivien bereitet im Streit mit Chile Gang nach Den Haag vor

La Paz/Santiago de Chile. Bolivien strebt im Streit um den Zugang zum Pazifik weiter den Gang vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag an. Hierfür arbeiten derzeit Experten an einer Vorlage, die den Anspruch begründen soll. Chile beruft sich hingegen weiterhin auf seine Souveränitätsrechte und bereitet ebenfalls eine Stellungnahme vor. Der bolivianische Präsident Evo Morales hatte bereits im März des vergangenen Jahres den juristischen Schritt angekündigt, jedoch immer wieder deutlich gemacht, dass er zum Dialog bereit ist. Am Dienstag ratifizierte er eine bilaterale Agenda mit den konkreten Forderungen Boliviens und kritisierte den Stillstand der Verhandlungen.

Inzwischen arbeiten mehrere bolivianische Historiker und Anwälte daran, den juristischen Anspruch zu begründen. Dabei soll vor allem der finanzielle Nachteil zur Sprache kommen, der dem Land jährlich dadurch verursacht wird, dass es keinen Zugang zum Meer hat. Der Verlust von Rohstoffvorkommen, wie Beispielsweise Kupfer, in den von Chile eroberten Territorien spielt dabei eine große Rolle. Der bolivianische Vizeaußenminister Juan Carlos Alurralde sprach von einem Schaden in der Höhe von 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das entsprach 2011 mehr als 23 Millionen US-Dollar.

Bolivien verlor im Salpeterkrieg 1879 einen 400 Kilometer langen Küstenstreifen und weitere 120.000 Quadratkilometer seines Territoriums. Seitdem fordert das Land einen freien und souveränen Zugang zum Meer. Die chilenische Regierung hofft weiterhin auf eine diplomatische Lösung in dem bilateralen Konflikt, beharrt aber auf dem Friedensabkommen von 1904, das die Souveränität Chiles über die gewonnenen Gebiete festschreibt. Dieses Abkommen wird von bolivianischer Seite jedoch als kolonial und ungerecht angesehen.