Brasilien / Wirtschaft / Umwelt

Vale-Konzern: Niemand will Anteil an Thyssen-Krupp-Stahlwerk kaufen

fora-tkcsa.jpg

Protest gegen Thyssen-Krupp / Vale in Rio
"Raus!!! Thyssen-Krupp und Vale und alle Firmen, die das Leben angreifen!" - Protestplakat in Rio de Janeiro

Rio de Janeiro. Der Chef des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale hat auf der Aktionärsversammlung in Rio de Janeiro eingestanden, dass das Unternehmen die rund 27 Prozent am Thyssen-Krupp-Stahlwerk TKCSA bisher wegen mangelnden Interesses nicht verkaufen konnte. Auf Nachfrage von Aktivisten aus Nichtregierungsorganisationen (NGO) sagte der Generaldirektor von Vale, Clovis Torres, niemand wolle die Anteile kaufen, berichtet das Portal Xingu Vivo.

Torres äußerte sein Eingeständnis im Gespräch mit NGO-Vertretern, die Aktien des Konzerns gekauft hatten, um Rede- und Stimmrecht auf der Jahreshauptversammlung von Vale zu erlangen. Die NGO-Vertreter protestierten gegen die Praktiken des Konzerns und fragten die Unternehmensleitung in diesem Zusammenhang auch nach der Vale-Beteiligung am Stahlwerk TKCSA von Thyssen-Krupp.

Torres pflichtete der Kritik bei. "Wir sind nicht einverstanden mit ihrer Politik", sagte Torres in Bezug auf die Umweltverschmutzung, für die das Stahlwerk verantwortlich gemacht wird. Man habe aber nicht die ausübende Macht des Managements, so Torres weiter: "Wir sind nur Minderheitseigner". Man pflichte den kritischen Aktionären aus Umweltgruppen und sozialen Bewegungen bei, könne sich wegen des mangelnden Interesses an den Werksanteilen bislang aber nicht aus dem skandalbelasteten Geschäft zurückziehen.

Das sechs Milliarden Euro teure Stahlwerk TKCSA steht seit Jahren in der Kritik von Fischern und Anwohnern. Die Fischer klagen seit Baubeginn um Einbußen beim Fischfang von bis zu 80 Prozent, die Anwohner protestieren gegen den Staub, den das Stahlwerk ausstößt.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte eine Analyse der dem Gesundheitsministerium unterstellten Stiftung Fundação Oswaldo Cruz (FIOCRUZ) ergeben, dass in dem Staub Schwermetalle enthalten sind. Derzeit laufen mehrere Gerichtsprozesse um Entschädigungen für die Fischer und um die Umweltbelastungen wegen des Stahlwerks. Erst Anfang dieser Woche war in der ARD eine kritische Dokumentation zum Thema ausgestrahlt worden.