Kolumbien / Politik

Kolumbien: Hacker gefährden Linksbündnis

Bogotá. Unbekannte haben vergangene Woche mit einem gefälschten Brief der FARC versucht, Einfluss auf die aktuellen politischen Debatten in Kolumbien zu nehmen. Laut dem im Internet verbreiteten Brief hat die Rebellenorganisation ihre Entwaffnung angeboten, nachdem der Kongress ein Gesetz verabschiedet hat, das den Friedensprozess betrifft. Zugleich wird das neue zivile Linksbündnis Consejo Patriótico Nacional als "unser politisches Projekt" bezeichnet.

Sowohl die FARC als auch die Betreiber der Webseite radiocafestereo.nu, auf die der angebliche Brief platziert wurde, haben die Authentizität umgehend zurückgewiesen. Radio Café Stereo ist ein in Schweden ansässiger Sender, der von Exil-Kolumbianern betrieben wird und über den bewaffneten Konflikt in Kolumbien berichtet.

Führende Mitglieder der Organisation "Kolumbianer und Kolumbianerinnen für den Frieden", die Teil des neuen Linksbündnisses sind, hatten die Echtheit bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung angezweifelt. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hat sich diesem Urteil inzwischen angeschlossen.

Carlos Lozano Guillén, Herausgeber der Wochenzeitung Voz und ein Sprecher von Kolumbianer und Kolumbianerinnen für den Frieden, vermutet die Urheber der Fälschung in Kreisen der Rechten und staatlicher Geheimdienste. Er bezeichnete den Brief als "schmutzige Propaganda". In der Vergangenheit waren wiederholt Mitglieder linker Organisationen ermordet worden, nachdem diese als Projekt der FARC dargestellt wurden. Als Urheber dieser Morde werden staatliche Sicherheitskräfte und Paramilitärs vermutet.

Dem in dem Brief erwähnten und kürzlich verabschiedeten Gesetz, das den Titel "Gesetzlicher Rahmen für den Frieden" trägt, spricht die kolumbianische Linke die Eignung für einen Friedensprozess überwiegend ab. Vielmehr diene es der Straflosigkeit für Paramilitärs und Staatsverbrechen, so die Kritiker. Entsprechend stellt Café Stéreo die Frage, wer ein Interesse daran habe "das Land und die Welt über dieses Gesetz zu täuschen".