Freude nach Urteilen gegen Videla und Bigone

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Protest der Mütter der Plaza de Mayo
Protest der Mütter der Plaza de Mayo

Buenos Aires. Menschenrechtsvertreter und Organisationen Angehöriger von Opfern der Militärdiktator in Argentinien (1976-1983) haben die Verurteilung der ehemaligen Junta-Chefs Jorge Rafael Videla und Reynaldo Bigone begrüßt. Videla war am Freitag zu einer 50-jährigen Haftstrafe wegen des Raubs von Säuglingen aus Familien von Widerstandskämpfern verurteilt worden. Der damalige De-facto-Präsident Bigone erhielt aufgrund des gleichen Deliktes eine 15-jährige Haftstrafe.

Videla und Bigone waren für schuldig befunden worden, systematisch Babys von inhaftierten Systemgegnern an diktaturtreue Familien übergeben zu haben. Die generalstabsmäßig geplante Aktion war einzigartig in den rechten Gewaltregimes Lateinamerikas und belastet die argentinische Gesellschaft bis heute schwer.

Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen verschwanden während der Diktatur in Argentinien mehr als 30.000 Menschen. Diese "Verschwundenen" wurden höchstwahrscheinlich nach ihrer Verhaftung ermordet, ohne dass dies bis heute nachgewiesen werden konnte. Die Unsicherheit über das Schicksal ihrer Angehörigen wird von den Familien auch nach Jahrzehnten als große Last empfunden.

Vor dem Gerichtsgebäude feierten Angehörige von Verschwundenen das Urteil gegen Videla und Bigone. "Das ist ein historischer Moment", sagte Tati Almeida von der Organisation Mütter der Plaza de Mayo: "Heute wurde von ordentlichen Gerichten geurteilt, nicht aus persönlicher Willkür heraus, wie das die Gewaltherrscher von damals getan haben".