Argentinien / Politik

"Fingierter Autounfall": Weiterer Prozess gegen Ex-Diktator

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Sein Tod wird untersucht: Enrique Angelelli
Sein Tod wird untersucht: Enrique Angelelli

Buenos Aires. Argentiniens Ex-Militärdiktator Jorge Rafael Videla steht erneut vor Gericht. Das Verfahren der Bundesberufungskammer der Provinz Córdoba wegen des Unfalls mit Todesfolge von Kardinal Enrique Angelelli im August 1976 war 2010 mit neuen Zeugen und Beweisen wiedereröffnet worden und kommt nun zur Verhandlung.

Laut der spanischen Tageszeitung El Mundo, geht es im aktuellen Prozess um den "fingierten Autounfall" Angelellis. Der Geistliche war kurz nach den Morden an zwei Priestern seines Bistums, mit deren Aufklärung er beschäftigt war, im Auto von der Straße abgekommen und gestorben. Das Verfahren wurde 1976 als Verkehrsunfall abgeschlossen. Es sind auch andere Fälle bekannt, bei denen regimekritische Geistliche in Hinterhalten ermordet wurden. Angeführt wird etwa der Tod von Carlos Alberto Ponce de León.

Die drei Angeklagten, Ex-General Videla, der ihm dann unterstellte Offizier Luciano Benjamín Menéndez und der Ex-Innenminister Albano Harguindeguy sind zusammen wegen Menschenrechtsverletzungen während der letzten Militärdiktatur (1976-1983) bereits zu mehr als zehn Mal lebenslanger Haft verurteilt worden.

Jüngst hatte die argentinische Zeitschrift El Sur ein Interview mit Videla aus dem Jahr 2010 veröffentlich, in dem sich dieser zur Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche äußert. Einzelne Vertreter hoher Ämter der Bischofskonferenz hätten, so Videla, das De-facto-Regime im "Umgang mit der schmerzlichen Situation der 'Verschwundenen' beraten". Anfang des Monats war der 86-Jährige, Chef der Militärjunta von 1976 bis 1981, zu einer 50-jährigen Haftstrafe wegen des Raubs von Säuglingen aus Familien von Regimegegnern verurteilt worden.