Verletzte bei Konfrontation zwischen Landlosen und Polizei in Paraguay

Asunción. Am Wochenende ist es in Paraguay erneut zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen landlosen Bauern und der Polizei gekommen. Etwa 1.000 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, drangen in der Nacht zum Samstag auf das Gut eines brasilianischen Großgrundbesitzers an der östlichen paraguayischen Grenze ein. Die dortigen privaten Sicherheitsleute sowie die herbeigerufene örtliche Polizei schossen mit Gummigeschossen auf die Landlosen. Dabei wurden acht Menschen verletzt und mußten in ein Krankenhaus transportiert werden. Unter den Verwundeten befand sich auch ein Kameramann des örtlichen Fernsehsenders.

Ungeachtet dessen bauten die Bauern auf einer Fläche von einigen hundert Metern nahe der Grundstücksgrenze ihre provisorischen Zelte auf. Nachdem ein Ultimatum von 24 Stunden zum Verlassen des Geländes verstrichen war, wurde die Räumung gewaltsam durchgesetzt. Dazu wurde polizeiliche Verstärkung von ca. 300 Mann aus der nahegelegenen Ciudad del Este, der zweitgrößten Stadt Paraguays, angefordert. Die mit dem Fall betraute Staatsanwaltschaft sprach anschließend von einer fast vollständigen und "in friedlicher Form" verlaufenen Räumung. Im Gegensatz dazu berichteten einige paraguayische Medien von Tränengas-Einsatz seitens der Polizei.

Im östlichen Grenzstreifen von Paraguay leben viele tausend Menschen in Zelten und provisorischen Hütten, da ihnen kein Land zur Verfügung steht. Demgegenüber stehen die Großgrundbesitzer mit teils tausenden von Hektar, die vorwiegend für den Sojaanbau genutzt werden. Während der Strössner-Diktatur wurden diese Ländereien zu einem Großteil an Parteigänger und Sympathisanten verschenkt und besitzen bis heute keine gültigen Grundstückstitel. Die Landlosen fordern seit Jahren von der Regierung die Zuteilung von Land zum arbeiten und leben.

Der jüngste blutige Konflikt zwischen landlosen Familien und der Poilzei am 15. Juni in Curuguaty, bei dem elf Landlose und sechs Polizisten ihr Leben verloren, führte zum parlamentarischen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Paraguays, Fernando Lugo, am 22. Juni. Die genaueren Umstände dieses Massakers wurden bis heute von der De-facto-Regierung unter Federico Franco nicht untersucht.