Venezuela / Politik

Chávez-Herausforderer holt in Umfragen auf

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Konnte leicht aufholen: Henrique Capriles Radonski bei einer Wahlkampfveranstaltung im Osten Venezuelas
Konnte leicht aufholen: Henrique Capriles Radonski bei einer Wahlkampfveranstaltung im Osten Venezuelas

Caracas. Der Kandidat der venezolanischen Opposition für die Präsidentschaftswahlen am 7. Oktober gegenüber dem amtierenden Präsidenten Hugo Chávez in aktuellen Umfragen zugelegt. Dennoch bleibt der Vorsprung von Chávez weiter komfortabel.

Nach einer Erhebung, die das der Opposition nahestehende Umfrageinstitut Datanálisis zwischem dem 25. August und dem 5. September vorgenommen hat, kommt Henrique Capriles Radonski auf 37,2 Prozent der Stimmen. Dies berichtet unter anderem die Nachrichenagentur Reuters. Hugo Chávez, der seit Monaten die Umfragen deutlich anführt, erhält demnach 47,3 Prozent. Er kann damit zwar einen deutlichen Vorsprung von 10,1 Prozentpunkten verzeichnen, dieser ist im Vergleich zu den Vormonaten jedoch leicht zurückgegangen. Noch im Juli hatte Datanálisis einen Vorteil des Präsidenten von 17 Prozent ermittelt.

Auch das politisch neutralere Institut IVAD und das regierungsnahe GIS XXI haben einen ähnlichen Trend festgestellt. Laut IVAD ist der Vorsprung von Chávez von 28,5 Prozentpunkten im Juni auf 18,1 Mitte September gesunken. Nichtsdestotrotz scheint eine Wiederwahl des Amtsinhabers wahrscheinlich: 50,3 Prozent gaben demnach an, für Chávez stimmen zu wollen; lediglich 32,2 Prozent für Capriles. GIS XXI, das seit Anfang August keine Ergebnisse mehr veröffentlicht hat, sah den Vorsprung des Präsidenten von 34,8 auf 26 Prozentpunkte sinken.

Konstantere Werte hat hingegen das ebenfalls der Opposition nahestehende Institut Hinterlaces ermittelt. Demnach hat sich der Vorteil Chávez' von 21 auf 16 Prozentpunkte verringert und 50 Prozenz gaben zuletzt an, für ihn stimmen zu wollen. Capriles Radonski kommt demanch auf 34 Prozent.

Oppositionelle Medien heben unterdessen die Ergebnisse von Consultores 21 hervor, das einen minimalen Vorsprung von 0,8 Prozentpunkten für Capriles ermittelt haben will. Eine Umfrage des relativ unbekannten Instituts Hernández Hercón wurde teilweise zu der Schlagzeile aufgebauscht, Capriles könne mit über einer Million Stimmen Vorsprung gewinnen. Rein rechnerisch müsste Capriles dafür den angeblichen Vorsprung von 4,8 Prozentpunkten auf über sechs Punkte ausbauen und die Wahlbeteiligung bei 100 Prozent liegen.Dennoch machten einige Medien wie der "Nuevo Herald" aus Miami daraus eine Schlagzeile.

Erst einige Tage zuvor hatte der Journalist Mario Silva im staatlichen Fernsehsender VTV ein Treffen in der Wohnung des Wahlkampfleiters von Capriles, Leopoldo López, öffentlich gemacht, an dem Vertreter großer oppositioneller Medien (Globovisión, El Universal, Notitarde) und des Journalistenverbandes CNP teilgenommen haben sollen. Angeblich sei es dabei darum gegangen, die Berichterstattung über den angeblichen Vorsprung für Capriles zu koordinieren. Im Nachhinein veröffentlichten dann aber nur kleinere venezolanische Medien die Nachricht.

Die venezolanischen Medien sprechen in Bezug auf die veröffentlichten Ergebnisse wieder von einem "Krieg der Umfragen". Die politischen Lager werfen sich gegenseitig vor, manipulierte Umfragen zu "kaufen", um ihre Position besser darzustellen. Ob eine Übertreibung der eigenen Stimmanteile eher mobilisierend oder demobilisierend auf die Wählerschaft wirkt, bleibt hingegen offen. Die Regierung wirft der Opposition vor, Umfragen zu manipulieren um diese nach der Wahl zu benutzen, um von Wahlbetrug zu sprechen.


Auf einer Sonderseite sammelt amerika21.de alle Umfrageergebnisse im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen am 7. Oktober.