Vorbehalte gegen Uribes "Guerillavideos"

Scheidender Präsident unterstellt venezolanischer Führung Duldung von Rebellengruppen. Herkunft und Beweiskraft der Aufnahmen unklar

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Designierte Außenministerin Kolumbiens, María Angela Holguín (hier bei UNO)
Designierte Außenministerin Kolumbiens, María Angela Holguín (hier bei UNO)

Bogotá/Caracas. Angekündigte Fotobeweise der kolumbianischen Regierung über die Präsenz linksgerichteter Guerillaorganisationen im Nachbarland Venezuela haben sich als wenig belastbar entpuppt. Der noch wenige Tage amtierende Präsident Alvaro Uribe hatte seinen Verteidigungsminister Gabriel Silva am gestrigen Donnerstag angewiesen, Medienvertretern entsprechende Videoaufnahmen zu präsentieren. 

Die Bilder sollten belegen, dass sich mehrere hochrangige Mitglieder der Guerillaorganisationen FARC und ELN in Venezuela aufhalten. Die Aufnahmen sollen aus der Sotaima-Schneise im venezolanischen Bundesstaat Táchira, rund zwei Dutzend Kilometer vor der kolumbianischen Grenze stammen.

Allerdings werden die Videos, die seit 2007 vom kolumbianischen Geheimdienst zusammengetragen worden sein sollen, nicht öffentlich gemacht. Sie wurden am Donnerstag lediglich ausgewählten Medienvertretern vorgeführt. Die Nachrichtenagentur Europa Presse sprach daher von "mutmaßlich in Venezuela entstandenen Aufnahmen".

Nicht hinreichend erklären konnte der scheidende Staatschef Uribe, weshalb er die Aufnahmen nicht während seiner achtjährigen Regierungszeit öffentlich gemacht hat. "Ich möchte nicht aus der Präsidentschaft ausscheiden, ohne dieses Problem deutlich gemacht zu haben", entgegnete er.

Venezolanische Vertreter bezeichneten die Anschuldigungen als Provokation. Die Präsentation der mutmaßlichen Videobeweise sei aus "kühler Berechnung" geschehen, sagte der ehemalige venezolanische Verteidigungsminister und Vizepräsident José Vicente Rangel im Interview mit dem lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur. Uribe wolle offenbar Dialogangebote der designierten Außenministerin María Ángela Holguín torpedieren. Holguín gilt als Kritikerin Uribes und hatte Venezuela unlängst einen ständigen politischen Dialog angeboten.

Die mutmaßlichen Videobeweise selbst tat Rangel ab. Zu seiner Zeit als Verteidigungsminister seien bereits ähnliche Anschuldigungen erhoben worden. Kolumbien habe sogar die genauen Koordinaten angeblicher Guerillacamps in Venezuela genannt. "Als wir das überprüft haben, hat es sich stets als Fehlinformation herausgestellt", so Rangel.