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Nerudas Canto General in Berlin

Tausende Gäste verfolgen Chorwerk mit Texten von Pablo Neruda. Aufführung auch 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Lateinamerikas gewidmet

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Canto General in Berlin
Canto General in Berlin

Berlin. Mehrere tausend Gäste haben am Wochenende in der Berliner Max-Schmeling-Halle die Aufführung des Chorwerkes "Canto General" des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis verfolgt. Das Werk basiert auf zwölf Gedichten des chilenischen Poeten Pablo Neruda des gleichnamigen Epos aus dem Jahr 1950. Neruda behandelt darin in 231 Gedichten den Kampf Lateinamerikas um Unabhängigkeit und gegen die kolonialen Regime.

Die Aufführung in Berlin war dem 85. Geburtstag Theodorakis gewidmet. Zugleich fand das Konzert zu Ehren des Bicentenario statt, des 200. Jahrestages der Unabhängigkeit der Staaten Lateinamerikas. Interpretiert wurden die Werke Theordorakis´ mit Maria Farantouri und Petros Pandis von zwei der bekanntesten Solisten Griechenlands. Beide sind zugleich, wie Theordorakis, als Aktivisten gegen die Diktatur in der hellenischen Republik (1967-1974) bekannt geworden.

Mit einer nachdenklichen Botschaft wandte sich Theodorakis an die Gäste in Berlin. "Ich bin in einer Zeit zwischen zwei Weltkriegen geboren worden", so der Komponist: "Es folgten ein Bürgerkrieg und eine Diktatur und abermals hunderte von todbringenden Kriegen". Musik habe in ihm stets die Hoffung geweckt, dass die Harmonie das Chaos besiegen könnte, das die Gesellschaften des Menschen, nicht aber die Natur beherrscht. Im "Canto General" sei es ihm gelungen, byzantinische Melodik mit Latino-Elementen zu verbinden, so Theodorakis: "Das war mir möglich, weil ich die poetischen Botschaften der Dichtung aufgegriffen und in musikalische Poesie übertragen hatte."

In seinem Grußwort an die Gäste der einmaligen Aufführung in Berlin wies Griechenlands Botschafter Dimitrios Rallis auf das politische Engagement Theodorakis´ und Nerudas hin. Theodoralis habe nach seiner Inhaftierung durch die Militärjunta mit seinen Liedern die Jugend seiner Zeit gegen Unrecht und Unterdrückung sensibilisiert. Neruda habe seine Dichtung zum Sprachrohr der unterdrückten Völker nicht nur Lateinamerikas, sondern der ganzen Welt werden lassen. Eine Herausforderung, die engagierte Künstler in ihrem Anspruch an die moderne Kunst sehen, ist auch, zu gegenwärtigen gesellschaftlichen Konflikten Stellung zu beziehen, so Rallis. Diesem Anspruch haben beide Künstler in ihrem leben und Werk Rechnung getragen.

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12.09.2010 Artikel von Luz María De Stéfano de Lenkait