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Putschisten wollen Honduras verpachten

De-facto-Staatsführung unter Porfirio Lobo wirbt für Idee von "Charter-Städten". Land soll an ausländische Konzerne abgetreten werden

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Publikum bei der Konferenz in Tegucigalpa
Großes Interesse: De-facto-Präsident Lobo und Gäste auf der Konferez in Tegucigalpa

Tegucigalpa. Die De-facto-Regierung in Honduras erwägt offenbar, Teile des Landes unter ausländische Verwaltung zu stellen, um extraterritoriale Wirtschaftszonen zu schaffen. Das geht aus einem Bericht der regierungsnahen Tageszeitung La Tribuna vom Mittwoch vergangener Woche hervor. Demnach zeigt die De-facto-Regierung unter Führung des rechtsgerichteten Unternehmers Porfirio Lobo Interesse an der Idee einer "gecharterten Stadt" für ausländische Unternehmen.

Vorgestellt wurde das Modell von dem US-Ökonomen Paul Romer auf einer Konferenz am Sitz der Zentralamerikanischen Integrationsbank (BCIE) in Tegucigalpa. An dem Treffen nahmen auch der US-Botschafter Hugo Llorens und Lobo teil.

Die Einrichtung von "Charter-Städten" ist eine bevorzugte Idee Romers, der an der Stanford-Universität im US-Bundesstaat Kalifornien lehrt. Als Beispiele führte er auf der Konferenz in Tegucigalpa Hongkong und Singapur an. Die Idee ist, in Honduras ein Stück wenig besiedeltes Land von mindestens 1000 Quadratkilometern für 40 Jahre an einen Industriestaat abzutreten. Dieser könnte auf dem Gebiet eine Retortenstadt mit extraterritorialer Gesetzgebung für ein "wirtschaftsfreundliches" Regime errichten. Eingerechtet werden sollten dann auch eigene Sicherheitssysteme und ein eigenes Erziehungs- und Gesundheitswesen. Solche "Charter-Städte" sollen nach und nach die umliegenden Gegenden in die Entwicklung einbeziehen.

In Honduras sind offenbar Zonen im Department Colón und im Süden des Landes im Gespräch. Der von der De-facto-Regierung als Parlamentspräsident eingesetzte Juan Orlando Hernández hat mit Romer Presseberichten zufolge bereits drei mögliche Gebiete für die Gründung der Exklave im Departement Colón besichtigt. In der Gegend hat der Großgrundbesitzer Miguel Facussé die Bauernbewegung MUCA in den vergangenen Monaten gewaltsam bekämpft, mehrere Aktivisten wurden ermordet.

Hernández hingegen zeigte sich von Romers Plan begeistert: "Es ist wie eine erweiterte Maquila auf viel höherem Niveau, es ist wie der Amerikanische Traum in Honduras", sagte er in der Tageszeitung "El Tiempo". Das Infrastrukturministerium versicherte indes, die Arbeiten an der benötigten Transportlogistik unverzüglich anzugehen. Für De-facto-Präsident Lobo steht fest, dass dieses Charterprojekt in die nationale Entwicklungsplanung eingehen muss. Die Idee werde schon Investoren in China, Singapur, Europa und in den USA vorgelegt.