500.000 unterschreiben gegen Staudammprojekt

Protest in Brasília gegen Mega-Staudammprojekt der brasilianischen Bundesregierung. Eine halbe Million Unterschriften überreicht

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Aktivisten protestieren gegen das Staudammprojekt Belo Monte
Aktivisten protestieren gegen das Staudammprojekt Belo Monte

Brasília. 300 Indigene, Flussanwohner und Umweltschützer haben am Dienstag Morgen (Ortszeit) vor dem Gebäude des Nationalkongresses in der brasilianischen Hauptstadt Brasília gegen den Staudammbau "Belo Monte" am Xingu-Fluss in Amazonien protestiert. Die Protestierenden übergaben dabei Regierungsvertretern 500.000 Unterschriften, die weltweit über das Onlineportal avaaz.org gegen das Projekt gesammelt worden waren. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff ließ das Protestschreiben von zwei Mitarbeitern ihres Stabes entgegennehmen. Währenddessen sperrte laut Medienberichten ein massives Aufgebot an Sicherheitskräften das Gelände um den Regierungspalast ab, so dass die Demonstranten sich dem Präsidentenamt nicht nähern konnten.

An den Protesten nahmen auch 100 Angehörige der Kayapó teil, die dazu aus dem Xingu-Gebiet angereist waren. Kayapó-Sprecher Raoni brandmarkte in seiner Rede das Staudammprojekt als "Bedrohung für die indigenen Dörfer". Auf Flugblättern wurde das Belo-Monte-Projekt als Ende des Xingu-Flusses bezeichnet. Die Demonstranten forderten lautstark ein "Nein zu Belo Monte!". "Die Staumauer am Xingu wäre der Tod des Ökosystems und der kleinbäuerlichen familiären Landwirtschaft", erklärte die Flussanwohnerin und Sprecherin des Netzwerks "Xingu vivo para sempre", Ana Alice Plens.

Die brasilianische Bundesregierung plant am Xingu-Fluss im nördlichen Bundesstaat Pará den Bau der drittgrößten Staumauer der Welt. Nur der Drei-Schluchten-Staudamm in China und die Itaipú-Staumauer von Brasilien und Paraguay wären größer. Die Elf-Gigawatt-Anlage würde bis zu 19 Mrd. Reais (etwa 14 Mrd. Euro) verschlingen. Indigene, Flussanwohner, Kleinbauern und Umweltschützer protestieren seit Jahren gegen das als "Schönes Monster" (Belo Monstro) beschimpfte Großprojekt. Tausende Familien müssten umgesiedelt werden. Bis zu 400.000 Hektar tropischen Regenwaldes könnten überschwemmt werden, fürchten Umweltschützer.

Erst letzte Woche hatte die brasilianische Bundesstaatsanwaltschaft eine wiederholte Eilverfügung gegen das von der Bundesregierung gegen alle Widerstände durchgepeitschte Staudammprojekt eingereicht. Staatsanwaltschaft und Regierung liefern sich seit gut einem Jahr einen regen Schlagabtausch im Kampf der Staatsgewalten um das umstrittene Projekt. Erst am Montag hatte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Brasiliens, Deborah Duprat, öffentlich kritisiert, dass die Vorgehensweise bei der Planung von Belo Monte illegal sei. Die gesetzlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsprüfung sei nicht angemessen durchgeführt worden, zitierte sie das Nachrichtenportal Ecodebate in seiner gestrigen Ausgabe.