Berlin: Kueka wartet weiter auf Rückkehr

Venzolanischer Kulturminister verhandelt bei Deutschlandbesuch die Rückgabe eines im Tiergarten ausgestellten Kulturerbes der Pémon-Indigenen

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Venezuelas Kulturminister Pedro Calzadilla
Venezuelas Kulturminister Pedro Calzadilla fordert die Rückgabe des Piedra Kueka

Berlin. Bei einem Deutschlandbesuch erneuerte der venezolanische Kulturminister Pedro Calzadilla die Forderung seines Landes nach der Rückgabe des

im Berliner Tiergarten ausgestellten Steins "Piedra Kueka" an Venezuela. Der Stein Kueka ist in der Geschichte der indigenen Volksgruppe Pémon fest mit dem eigenen Grundungsmythos verbunden und besitzt deshalb große kulturelle Bedeutung. "Die Rückführung des Steins steht stellvertretend für die Durchsetzung kultureller Rechte der indigenen Minderheiten, nicht nur in Venezuela", betonte Calzadilla gegenüber amerika21.de.

Der deutsche Bildhauer Wolfgang Schwarzenfeld hatte den Stein "Piedra Kueka" im Rahmen seines Global Stone Projekts 1999 nach Berlin schaffen lassen. Die insgesamt fünf Steine aus fünf Kontinenten, die Schwarzenfeld im Berliner Tiergarten aufstellen ließ, sind aus seiner Sicht ein Beitrag zu Völkerverständigung und Weltfrieden. Die Forderungen einer Rückgabe des für die Pémon Indigenen bedeutenden Kulturerbes, unterstützt durch eine Berliner Aktivistengruppe, weist Schwarzenfeld bisher zurück. In einer wirren und hochemotionalen Gegendarstellung beteuert der Künstler von den Pémon selbst die ausdrückliche Erlaubnis zur Ausgrabung des Steins erhalten zu haben. 

Der venezolanische Kulturminister widersprach im Interview mit amerika21.de dieser Version. Bereits bei der Verladung des Steins sei es zu Protesten der Pémon gekommen, erklärte Calzadilla am Montag in der venezolanischen Botschaft in Berlin. Schwarzenfeld habe nur die Zustimmung einiger weniger Mitglieder der Gemeinde erhalten. Nach Darstellung der Mehrheit der Pémon-Gemeinde habe sich Schwarzenfeld diese Unterstützung sogar erkauft. Zudem sei aufgrund der sofortigen Proteste der Pémon der Stein bereits direkt nach der Ausgrabung im Juli 1998 für rund sechs Monate von der Nationalgarde festgehalten worden. Daraufhin hatte die Pémon Gemeinde eine Petition an den venezolanischen Kongress gerichtet, um die Ausfuhr des Steins zu verhindern. Die Petition wurde wenige Monate vor dem Amtsantritt der Regierung Chávez von der damaligen Mehrheit im Kongress abgelehnt. Zwischen 1999 und 2003 hatte es in der Folge mehrfach Demonstrationen der Pémon vor der deutschen Botschaft in Caracas gegeben.

Auch die Legalität der Dokumente, die dem Künstler die Ausfuhr erlaubte, stellte der venezolanische Kulturminister in Frage. Nach dem 1971 beschlossenen Nationalparkgesetz sei eine Schenkung an Einzelpersonen ausgeschlossen. Neben der rechtlichen Frage, betonte Calzadilla, sei die Rückführung des Steins nach Venezuela jedoch in erster Linie eine Frage des Rechts eines Volkes auf sein kulturelles Erbe. "Ein Land wie Deutschland, das wie kaum ein anderes sein kulturelles Erbe verteidigt und pflegt", erklärte Calzadilla, "muss ein Interesse daran haben dieses Recht auch anderen Völkern zuzugestehen".

Die venezolanische Botschaft in Berlin wartet in dem Fall seit 2003 auf die Antwort einer diplomatischen Verbalnote an das deutsche Auswärtige Amt. Ein Angebot des Künstlers mit der Forderung von einer Million Euro für seine private Stiftung hatte die venezolanische Regierung 2004 abgelehnt. Kulturminister Calzadilla gab sich bei seinem Besuch in Berlin nun jedoch optimistisch was die Rückführung des Steins angeht. Dabei erneuerte der Minister das Angebot der Übernahme der Rückführungskosten durch den venezolanischen Staat.