Mexiko / Menschenrechte

Gewalt gegen Frauen in Mexiko dauert an

34.000 Frauenmorde in den letzten 25 Jahren. Vier von zehn mexikanischen Frauen im Laufe ihres Lebens von Gewalt betroffen

6603696369_f1fe37b40e_b.jpg

Graffiti gegen Frauenmorde in Mexiko
Graffiti gegen Frauenmorde in Mexiko

Mexiko-Stadt. Die Gewalt gegen Frauen in Mexiko hält an. Am Donnerstag wurde erneut eine Frau Opfer eines "Feminizids", wie die kontuierliche Gewalt gegen Frauen genannt wird. Die 40-Jährige wurde in Metepec im Bundesstaat Estado de México brutal ermordet. Es ist diese Gewalt, welche die Aktivitäten rund um den internationalen Frauentag am 8. März in Mexiko prägte.

Auch ein Jahrhundert nach dem erstmaligen Begehen des Weltfrauentags, unter anderem durch die deutsche Sozialistin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin, ist die Gewalt in mexikanischen Familien gravierend. In einer letzten großen Befragung aus dem Jahr 2006 kam das mexikanische Institut für Statistik und Geographie (INEGI) zu dem Ergebnis, dass vir von zehn Frauen im Laufe ihres Lebens von Gewalttaten innerhalb einer Partnerschaft betroffen sind. Angesichts immer neuer Schreckensmeldungen scheint es unwahrscheinlich, dass sich an dieser Situation in den letzten Jahren viel verändert hat.

Dies legen auch Zahlen über Feminizide nahe, das heißt gezielte Morde an Frauen aufgrund Ihres Geschlechts, in vielen Fällen einhergehend mit Vergewaltigungen. Eine 2011 unter anderem durch die Organisation UN Women der Vereinten Nationen veröffentlichte Studie berichtet von 34.000 Fällen systematischer Tötung von Frauen innerhalb eines Zeitraumes von 25 Jahren (1985-2009). Besonders von der Gewalt betroffen sind Transitmigrantinnen, die Mexiko auf dem Weg in die USA durchqueren. 80 Prozent dieser Frauen würden vergewaltigt, sagte kürzlich Elvira Arellano von der Migrantenorganisation Movimiento Migrante Mesoamericano.

Auch der Jahresbericht 2011 der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) weist darauf hin, dass der mexikanische Staat nicht in der Lage ist, Frauen und Kinder vor sexuellen Übergriffen, sexuellem Missbrauch und häuslicher Gewalt zu schützen. 90 Prozent dieser Delikte werden nicht den Behörden gemeldet oder zur Anzeige gebracht, da es an Vertrauen in die verantwortlichen Institutionen mangelt. Nicht selten werden den Opfern Misstrauen und Nichtbeachtung anstelle von Empathie und Hilfsbereitschaft von Seiten der Behörden entgegengebracht. Dies kommt den Tätern zu Gute und behindert legislative Reformen.

Auch die Tatsache, dass viele Fälle von Menschenrechtverletztungen gegen Frauen innerhalb von Familien oder zwischen Bekannten begangen werden, erschweren Anzeigen und die strafrechtliche Verfolgung der Täter. Dementsprechend erscheint eine übergreifende gesellschaftliche Sensibilisierung mehr als notwendig. Den Opfern von Gewalttaten fehlt es häufig einfach an Freiräumen und qualifizierter Hilfestellung zum Beispiel durch Anwälte, Ärzte oder Politiker.

Gleichzeitig scheut die mexikanische Regierung wichtige und notwendige Reformen zu Verbesserung der Menschenrechtssituation der Frauen. So bescheinigt die Tageszeitung La Jornada in ihrer Ausgabe von Donnerstag der 12-jährigen PAN-Regierung "Null Interesse" an Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungssituation und der sexuellen Aufklärung.