Kolumbien: Gewalt gegen Gewerkschafter eskaliert

Anführer der Gewerkschaft Sintracorteros ermordet. Gewerkschafter von Coca Cola erhalten Todesdrohungen von Paramilitärs

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Todesdrohung von der paramilitärischen Gruppe "Los Paisas"
Todesdrohung von der paramilitärischen Gruppe "Los Paisas"

Cali/Cartagena. In den vergangenen Tagen ist es zu einer Welle der Gewalt gegen kolumbianische Gewerkschafter gekommen. Im südwestlichen Bundesstaat Valle wurde der Generalsekretär und Mitgründer der Gewerkschaft der Zuckerrohrschneider Sintracorteros, Daniel Aguirre, erschossen. Er spielte eine zentrale Rolle bei den Kämpfen, die diese Arbeiter seit 2005 führen.

Aguirre ist der siebte Gewerkschaftler, der in diesem Jahr in Kolumbien ermordet worden ist. In dem südamerikanischen Land werden aktuell 60 Prozent aller Gewerkschafter weltweit umgebracht. Der Gewerkschaftsdachverband CUT macht den kolumbianischen Staat für die selektiven Morde verantwortlich.

Auch die Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal ist wieder zur Zielscheibe paramilitärischer Angriffe geworden. Führungspersönlichkeiten dieser Organisation und Mitarbeiter des Konzerns Coca Cola haben Todesdrohungen von der paramilitärischen Gruppe "Los Paisas" erhalten. "Wilson Castro Padilla und Edwin Molina Galván: Wenn Sie die Stadt nicht in den nächsten 48 Stunden verlassen, werden Sie von uns zum militärischen Ziel erklärt und Ihre Familien werden blutige Tränen vergießen" heißt es auf dem Flugblatt, das an die zwei Gewerkschafter adressiert war.

Padilla und Molina vertreten die Arbeiter von Coca Cola bei laufenden Verhandlungen mit Vertretern des Konzerns und haben sich an der Gründung von weiteren Gewerkschaften in der Industrie im nordwestlichen Bundesstaat Bolívar beteiligt.

Die Abschaffung der Leiharbeit in Form der Arbeitskooperativen (Cooperativas de Trabajo Asociado, CTA) ist ein wichtiger Streitpunkt der Arbeitskonflikte. Angehörige der CTA haben nicht das Recht, Gewerkschaften beizutreten, weil sie keinen regelmäßigen Vertrag haben. Gewerkschafter, die sie unterstützen und sich für die Auflösung der CTA einsetzen, werden eingeschüchtert und ermordet.

Angestellte, die einem Unternehmen von einer CTA vermittelt werden, müssen ihre komplette Sozialversicherung selbst bezahlen. Oft müssen sie an Sonn- und Feiertagen arbeiten, ohne daß Ihnen die Überstunden bezahlt werden. Außerdem haben sie teilweise Arbeitstage von bis zu 13 Stunden und weder die Firmen noch die CTA sind dazu verpflichtet, im Fall von Berufskrankheiten Abhilfe zu schaffen. Vor diesem Hintergrund bezeichnen die Gewerkschaften die CTA als "Sklaverei des 21. Jahrhunderts".