US-Sicherheitskräfte an Massaker beteiligt

Vier Unbeteiligte bei Anti-Drogen-Operation in Honduras getötet. Widersprüchliche Aussagen von US-Behörden zu dem Vorfall

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Angehörige der Opfer von Ahuás
Angehörige der Opfer von Ahuás klagen die Beteiligung von DEA-Agenten bei den Morden an

Tegucigalpa. Mitte Mai wurden bei einem Massaker in der osthonduranischen Region La Moskitia vier Personen getötet, darunter zwei schwangere Frauen und ein 14-jähriger Jugendlicher. Mindestens vier weitere Personen wurden schwer verletzt. Die Gruppe wurde während einer Anti-Drogen-Operation in der Nähe des Dorfes Ahuás von Helikoptern aus beschossen, als sie mit einem Passagierschiff auf dem Fluss Patuca unterwegs waren.

Eine Menschenrechtsdelegation der Organisationen Rights Action und Alliance for Global Justice, welche die Region am 22. und 23. Mai besuchte, machte nun in einem Bericht auf die führende Rolle von US-Sicherheitskräften bei der Operation aufmerksam.

In dem von Rights Action veröffentlichten Bericht werden schwere Vorwürfe gegen das US-Militär erhoben. So berichteten Augenzeugen, dass die Hubschrauber direkt nach dem Angriff landeten um Drogen aus einem anderen Boot in der Nähe des Massakers zu beschlagnahmen. Alle Personen, welche die Helikopter verließen, sprachen demnach Englisch und trugen US-Militäruniformen.

Anwohner, welche herbeieilten um den Verwundeten zu helfen, wurden mit vorgehaltenen Waffen bedroht und teilweise gefesselt. Dadurch verhinderten die US-Sicherheitskräfte über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden die Erstversorgung der Verwundeten, welche sich während dieser Zeit noch im Wasser und am Flussufer befanden. Rights Action stellte fest, dass bisher weder Vertreter der USA noch die honduranische Regierung mit den Augenzeugen gesprochen oder Beweise gesichert haben. Dies bedeute, dass keine ernstzunehmenden Ermittlungen zu den Vorfällen zu erwarten seien.

Der Direktor der honduranischen Nationalpolizei sprach nach den Ereignissen auf einer Pressekonferenz von einer gelungenen Anti-Drogen-Operation der honduranischen Polizei und der US-Behörde DEA, bei welcher zwei Drogenschmuggler getötet worden seien. Kurze Zeit später stellte ein lokaler Bürgermeister klar, dass die Opfer Unbeteiligte waren.

Die Erklärungen des US-Außenministeriums, der Drogenbehörde DEA und dem US-Südkommando zu dem Vorfall widersprechen sich unterdessen. Während das US-Außenministerium erklärte, die Helikopter seien US-Eigentum, wurden aber von guatemaltekischen Militärs und privaten Partnern geflogen, bestätigte DEA die Beteiligung ihrer Agenten und honduranischen Sicherheitskräften an der Operation. Das US-Südkommando wiederum dementierte die Beteiligung von US-Streitkräften. Nur fünf Tage vor dem Massaker berichtete die New York Times unter der Überschrift "Lektionen aus dem Irak helfen dem US-Drogenkrieg in Honduras" über die Verlegung von Truppen nach Zentralamerika und die Anwendung von Militärtaktiken aus dem Irak und Afghanistan.

Der Fluss Patuca ist ein wichtiger Transportweg und die Lebensgrundlage von über 25 Miskitu, Tawaka und Pech-Dörfern, die an seinem Ufer liegen. Seit dem zivil-militärischen Putsch im Juni 2009 sind die Interessen transnationaler Konzerne in der Region stark angestiegen, so sind unter anderem mehrere Staudämme auf dem Fluss geplant und entdecke Erdölvorkommen im Visier.