Indigene Gemeinden für Enteignung von Bergwerk

Demonstration gegen kanadische Bergbaufirma in La Paz. Auch Proteste von Straßenbau-Gegnern aus TIPNIS-Schutzgebiet

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Demonstranten in La Paz
Demonstranten in La Paz

La Paz. Boliviens Indigene aus Hoch- und Tiefland streiten weiter für ihre Interessen. Rund 3.000 Bewohner verschiedener Aymara-Gemeinden im Andenhochland-Departament Potosí

demonstrierten am Donnerstag am Regierungssitz in La Paz gegen eine Bergbaufirma in ihrem Gebiet. Sie fordern die Enteignung der Compañia Minera Mallku Khota (CMMK), einer hundertprozentigen Tochter der kanadischen Bergbau-Firma South American Silver (SAS).

Damián Colque, Führer der "Ayllus del Norte de Potosí" sagte gegenüber dem katholischen Radiosender "Erbol", man werde in La Paz bleiben, bis die Regierung ihren Forderungen nachkommt. Bergbauminister Mario Virreira erwiderte darauf, "nur zwei" Ayllus seien gegen die Mine. Nach ersten direkten Verhandlungen mit den Demonstranten hieß es am Freitag, der Staat könne nach Abhaltung einer Volksbefragung die Kanadier enteignen. Dafür müsse unter den Bewohnern von Mallku Khota jedoch Einigkeit herrschen, so Virreira.

1996 hatte die neoliberale Vorgängerregierung dem Konzern CMMK eine Erkundungs- und Aufsuchungsgenehmigung erteilt. Laut einer Ressourcenschätzung wird ein Abbau von mehr als 230 Millionen Unzen Silber, 1.481 Tonnen Indium und 1.082 Tonnen Gallium erwartet. Damit wäre Mallku Khota eine der größten Minen für seltene Erden der Welt. Die Geldgeber kommen aus Asien. Sie wollen sich durch Direktbeteiligung die Rohstoffe sichern. Auch der Staat hofft auf Einnahmen, ein Drittel der Exporteinnahmen kommt aus dem Bergbau.

Derweil zog der Protestmarsch gegen den Bau einer Straße von rund 300 indigenen Amazonas-Bewohnern des TIPNIS-Schutzgebietes in der Kleinstadt Caranavi ein. Die Hochburg von Regierungsanhängern ist ein traditioneller Umschlagplatz für Koka-Blätter, die teilweise im TIPNIS angebaut werden. Befürchtete gewalttätige Aktionen gegen die Straßenbau-Gegner blieben laut Medienberichten aus.

Am Donnerstag enthob die Mehrheit der Organisation der Tiefland-Indigenen den bisherigen Präsidenten des Verbandes der Tiefland-Indigenen CIDOB, Adolfo Chávez, seiner Funktionen, berichtet die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina. 8 von 13 Regionalorganisationen stimmten für eine sofortige Absetzung. Dieser habe wegen seiner Allianz mit dem Oppositions-Politiker Rubén Costas aus Santa Cruz "gegen die internen Statute" verstoßen. CIDOB demonstriert seit 2011 gegen den Bau einer von der Regierung geplanten Straße durch TIPNIS.