EU-Freihandel stärkt Paramilitärs in Kolumbien

Oppositionspolitiker Lozano fordert von EU Beachtung der Menschenrechte bei Wirtschaftsabkommen. Journalist wird von rechter Terrorgruppe bedroht

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Carlos Lozano im Interview mit amerika21.de
Carlos Lozano im Interview mit amerika21.de

Berlín/Bogotá. Der kolumbianische Friedensaktivist und Oppositionspolitiker Carlos Lozano hat das unlängst vom Rat der Europäischen Union unterzeichnete Freihandelsabkommen mit seinem Land als "sehr negativ" zurückgewiesen. Der Freihandelsvertrag der EU in seiner jetzigen Form drohe die Gewalt durch die herrschenden Gruppen und die Menschenrechtsverletzungen zu verstärken sowie die Kluft zwischen Arm und Reich zu verbreitern, sagte der Herausgeber der linksgerichteten Wochenzeitung Voz im Interview mit amerika21.de.

"Dominierende Wirtschaftsgruppen und transnationale Akteure werden durch dieses Freihandelsmodell unterstützt", so Lozano, "dabei sind gerade diese Gruppen traditionelle Verbündete des Paramilitarismus". Wenn die Europäische Union wirklich demokratische Grundsätze verfolge, solle sie von der kolumbianischen Regierung eine Politik des Friedens, Respekt vor den Menschenrechten und eine demokratische Öffnung einfordern.

Zugleich nahm Lozano, der der Kommunistischen Partei seines Landes angehört, zu jüngsten Morddrohungen gegen ihn Stellung. Unlängst war publik geworden, dass die paramilitärische Gruppierung Los Urabeños die Ermordung des Journalisten und Aktivisten plant.

"Ich denke, dass hier zwei Aspekte zur Wirkung kommen", so Lozano im Gespräch mit amerika21.de: "Zum einen gewinnt derzeit in Kolumbien das Lager derjenigen an Zuspruch, die sich für eine einvernehmliche Lösung des politischen und sozialen Konfliktes in unserem Land einsetzen." Die Friedensfrage sei so erneut zu einem zentralen Thema auf der politischen Agenda geworden. "Zum anderen wollen die ewigen Anhänger des Krieges, die Militaristen und die Rechten jeden Fortschritt in diese Richtung sabotieren", fügte er hinzu. Die gleichen Kreise versuchten, den Patriotischen Marsch (Marcha Patriótica) zu zerschlagen, einen sozialen und politischen Zusammenschluss linker Organisationen, der sich für soziale und friedliche Ziele einsetzt und eine neue politische Kraft bilden könnte. "Ich bin einer der Sprecher dieser Allianz, ebenso wie die ehemalige Senatorin Piedad Córdoba, die vor zwei Wochen einem Attentatsversuch entkommen ist", führte Lozano aus.

Die neue Welle von Angriffen gegen ihn und andere führende Aktivisten der kolumbianischen Friedensbewegung ließen nur einen Rückschluss zu, "nämlich dass die Demobilisierung der Paramilitärs eine Farce war". Gruppierungen wie Los Urabeños oder Los Rastrojos und andere "kriminelle Banden" seien "Ausläufer des alten Paramilitarismus". Diese Gruppierungen handelten wie eh und je in Komplizenschaft mit zivilen und militärischen Instanzen, regionalen Politikern des Establishments, Unternehmern und anderen Rechten, sagte Lozano.