Kolumbien: Konflikt in Cauca-Region verschärft sich

Anhaltender Konflikt um Militarisierung. Gewalt durch Spezialeinheit der Polizei. Indigene Gruppen vertreiben Soldaten von Militärstützpunkt

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Indigene Gruppen und Soldaten
Indigene Gruppen und Soldaten

Popayán, Kolumbien. In Kolumbien ist es im Zuge eines Konfliktes zwischen der lokalen Bevölkerung und der Armee im Südwesten des Landes zu einem weiteren Todesopfer gekommen. Der 22-Jährige

Indigene Fabián Cuetía wurde nach Medienberichten am Mittwoch von der kolumbianischen Armee getötet. Die 3. Heeresdivision hat mitgeteilt, dies sei im Rahmen einer militärischen Operation geschehen. Die Offensive ziele darauf ab, "eventuelle terroristische Angriffe gegen die Bevölkerung zu verhindern".

Cuetía gehörte zu einer indigenen Bewegung, die in den letzten Wochen Angehörige des Militärs und der FARC-Rebellen zum Verlassen ihres Territoriums aufgefordert hat. Laut dem Vertreter der ortsansässigen indigenen Gemeinde, Nasas Albeiro Calambas, wurde der 22-jährige Cuetía im Verlauf der folgenden Auseinandersetzungen "kaltblütig ermordet". Grund für die Schüsse sei gewesen, dass er eine Militärkontrolle missachtet habe, sagte Elber Aranda, der Gouverneur eines Schutzgebiets unter indigener Verwaltung, einem sogenannten Resguardo. Mitglieder der indigenen Gemeinden nahmen daraufhin 30 Soldaten in Haft. Diese seien für Cuetías Tod verantwortlich und sollten bei einer öffentlichen Anhörung der Gemeinden die genauen Geschehnisse erklären, so Aranda. Allerdings konnten einige Soldaten am Mittwoch fliehen. Die übrigen wurden schließlich an die Streitkräfte übergeben.

Der Tod von Cuetía ist nicht der einzige Fall von Gewalt gegen Zivilisten im Zuge des aktuellen Konflikts in der Region Cauca. Erst am Mittwoch hatten Aufstandsbekämpfungseinheit der Polizei ESMAD indigene Demonstranten in der Gemeinde Toribío angegriffen und dabei 26 Menschen zum Teil schwer verletzt. Anlass war die Rückeroberung des zuvor von indigenen Aktivisten besetzten Militärstützpunktes Las Torres. Dabei waren die dort stationierten Militärangehörigen vertrieben und zum Teil gegen ihren Widerstand weggetragen worden. Der Verband der indigenen Räte von Nord-Cauca (ACIN) hatte zuvor angekündigt, dass die Anwohner das Militär und die FARC-Guerilla vertreiben würden, wenn diese ihre Resguardos nicht freiwillig verlassen.

Die Regierung Santos hat unterdessen erklärt, einen Prozess gegen all jene zu eröffnen, die sich an der Vertreibung der Soldaten beteiligt haben. Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón sagte, es lägen Hinweise vor, dass die FARC sich in die indigene Bewegung eingeschleust hätten und deren Aktionen gegen das Militär unterstützten. Die Präsenz des Militärs in Cauca werde um 2.000 weitere Soldaten verstärkt.

Die indigenen Gemeinden erklärten sich Anfang Juli im Widerstand gegen alle Akteure des bewaffneten Konflikts. Allein wegen der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Streitkräften und FARC-Rebellen in den vergangenen Monaten waren zuvor über 1.500 Einwohner aus ihren Häusern und Anwesen vertrieben worden.

Seit Donnerstag treffen sich Vertreter der Regierung und der indigenen Gemeinde, um einen Dialog zu führen. Präsident Santos betonte allerdings, die Präsenz der Streitkräfte in der Region sei "nicht verhandelbar".