Mobilisierung von unten für Chávez

Anhänger des Präsidenten "auf der Zielgerade" des Wahlkampfes. Demonstrationen und Kundgebungen verschiedener Basisorganisationen

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Kundgebung am Plaza O'Leary in Caracas am vergangenen Samstag
Kundgebung am Plaza O'Leary in Caracas am vergangenen Samstag

Caracas. Kurz vor Ende des Wahlkampfes in Venezuela haben die Anhänger von Präsident Hugo Chávez die Mobilisierungen noch einmal deutlich verstärkt. Während die Wahlkampfleitungen des amtierenden Präsidenten und seines aussichtsreichsten Herausforderers, Henrique Capriles Radonski, Großveranstaltungen im ganzen Land organisieren, sind Basisorganisationen auch unabhängig aktiv. Tausende Arbeiter in Ciudad Guayana, dem Zentrum der Schwerindustrie, gingen ebenso wie Frauengruppen und Mitglieder der arabischen Gemeinde Venezuelas auf die Straße, um vor der Abstimmung am 7. Oktober ihre Unterstützung für Chávez zu demonstrieren. Kundgebungen und Veranstaltungen gab es auch von organisierten Hausfrauen, Studierenden und Kulturschaffenden. Allen gemeinsam war, dass sie für die Verteidigung der "Bolivarischen Revolution" und die Wiederwahl von Chávez eintreten. Im Falle eines Sieges des Oppositionskandidaten Henrique Capriles Radonski sehen sie die sozialen Fortschritte und die Demokratisierung der Gesellschaft gefährdet, die sie mit der aktuellen Regierung verbinden.

Ein Höhepunkt der Mobilisierungen der Chávez-Anhänger war eine Großdemonstration von Teilnehmern und Mitarbeitern der "Misiones", der Sozialprogramme der Regierung. Die Demonstration fand am Samstag im Zentrum von Caracas unter dem Motto "Die Misiones gehören dem Volk und das Volk steht hinter Chávez" statt. Mehrere zehntausend Menschen versammelten sich zum Abschluss auf der Plaza O'Leary im Zentrum der Hauptstadt zu einer Kundgebung.

Zahlreiche Teilnehmer ergriffen das Wort und schilderten ihre Erfahrungen vor einer wachsenden Menschenmenge. So zum Beispiel eine Kleinbäuerin aus dem ländlichen Bundesstaat Yaracuy. Sie legte dar, wie sie und die Mitbewohner ihres Dorfes früher "völlig verarmt und von der Regierung vergessen" nur knapp überleben konnten. Mit der Wahl von Chávez 1998 hätten sich neue Möglichkeiten der politischen Beteiligung und der Veränderung ihrer Lebensbedingungen eröffnet. So habe sie sich im Dorf organisiert, um die Bildungs- und Gesundheitsprogramme der Regierung umzusetzen. Sie selbst habe mit 46 Jahren lesen und schreiben gelernt und bereite sich jetzt auf ein Studium der Landwirtschaft vor. Mit der Misión Agrovenezuela hätten Kleinbauern erstmals die Möglichkeit, die Produktion und den Vertrieb ihrer Erzeugnisse selbständig zu organisieren, mit finanzieller Unterstützung und garantierter Abnahme durch die Regierung.

Eine ältere Frau, die in die "Misión Amor Mayor" für Rentner integriert ist, sprach über die Verarmung und steigende Selbstmordrate älterer Menschen in den USA und Europa, für die sie die neoliberale Politik verantwortlich machte. Würde Capriles Radonski die Wahlen gewinnen, käme es in Venezuela zu ähnlichen Verhältnissen, sagte die Frau.

Andere Teilnehmer berichteten über Erfahrungen mit dem Wohnungsbauprogramm oder dem Sozialprogramm für die Mütter in den Armenvierteln. Einstimmig appellierten sie an die Bevölkerung, die Sozialprogramme und die Partizipation zu verteidigen. Als "Lügen" wurden indes die Beteuerungen von Capriles bezeichnet, er werde die Misiones erhalten.

Für den kommenden Samstag ist wieder eine Großdemonstration der "Chavistas" in Caracas geplant.