Kolumbien: Paramilitärs wüten in Antioquia

Milizen erklären Ausgangssperre im Nordwesten des Departements. Polizei und Militär mit gemeinsamer Aktion. Bergleute der Region stark gefährdet

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Flugblatt der Paramilitärs zur Erklärung der Ausganssperre
Flugblatt der Paramilitärs zur Erklärung der Ausganssperre

Segovia/Antioquia, Kolumbien. Paramilitärs haben letzte Woche einen Ausnahmezustand im Verwaltungsbezirk Remedios im Nordwesten des kolumbianischen Bundesstaats Antioquia erklärt. Ein letztes Flugblatt zur Warnung hatten die Einwohner am vergangenen Montag erhalten. Darin ordnen die Paramilitärs eine Ausgangssperre an. "Ab 22 Uhr werden alle Personen getötet, die wir auf der Straße antreffen", heißt es in der Flugschrift.

Die Bauern- und Menschenrechtsorganisation des Nordwestens von Antioquia, CAHUCOPANA, beklagte, dass die paramilitärische Einschüchterung parallel zur Ankündigung eines "Plans Troya" durch die Polizei und das Militär stattfand. Dieses gemeinsame Manöver hatte bereits am 14. Oktober in den Verwaltungsbezirken Remedios und Segovia begonnen und zielt laut Verteidigungsminister Juan Carlos Pinzón darauf ab, den Drogenhandel und den illegalen Bergbau durch "kriminelle Banden" zu bekämpfen.

Antioquias Regierung und das Verteidigungsministerium haben dafür circa 400 Mitglieder der Sondereinheit der Polizei, EMCAR, eingesetzt, die von der Armee unterstützt werden. Die Bauernorganisationen aus dem Nordosten Antioquias lehnen den "Plan Troya" ab und befürchten Repressionen gegen die Bergleute der Region. Sie wiesen zudem darauf hin, dass sich in den letzten Monaten die Zahl der Morde in dem Gebiet stark erhöht hat.

Die Goldförderung im Nordosten Antioquias befindet sich nicht nur in der Hand paramilitärischer Gruppen, die um die Kontrolle des Geschäfts kämpfen. Auch ein großer Teil der Bevölkerung von Segovia und Remedios ist seit Jahrzehnten auf die Förderung kleiner Mengen Gold ohne Lizenz angewiesen.

Kritiker werfen der Regierung Santos vor, diesen informellen Bergbau beseitigen zu wollen, während sie gleichzeitig multinationalen Bergbauunternehmen größere Investitionsmöglichkeiten einräumt. Die Militarisierung des Gebiets durch den "Plan Troya" und die Zuspitzung der Drohungen durch die Paramilitärs fanden statt, nachdem der kanadische Konzern "Gran Colombia Gold" Anleihen mit einem Wert von 100 Millionen US-Dollar auf dem internationalen Finanzmarkt platziert hatte. Diese dienen der Finanzierung einer erweiterten Goldförderung in Segovia, merkte CAHUCOPANA an.