Mexiko: Sozial-ökologische Zerstörung am Pranger

Mexikos "Umweltbewegung von Unten" hat ein Gesicht und bekommt mehr Sichtbarkeit. Widerstand gegen zahlreiche Großprojekte in Michoacán

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Das Permanente Völkertribunal während einer Prä-Audienz
Das Permanente Völkertribunal während einer Prä-Audienz

Mexiko-Stadt. Die sozial-ökologische Zerstörung Mexikos war Thema einer Zusammenkunft, die vom 9. bis 11. November im Landkreis Cherán im Bundesstaat Michoacán stattfand. Mit der Wahl des Ortes sandten die Veranstalter, das Permanente Völkertribunal (TPP) und die Nationale Versammlung der von Umweltzerstörung Betroffenen (ANAA), ein Signal der Solidarität an die dortige Bevölkerung. Cherán hatte sich im vorigen Jahr autonom erklärt und einer Holzmafia das Handwerk gelegt, nachdem diese bereits drei Viertel der 27.000 Hektar Gemeindewald abgeholzt hatte. Seitdem werden die Bewohner immer wieder attackiert.

Während der vom TPP abgehaltenen vorbereitenden Anhörung (Prä-Audienz) wurde über ein Dutzend sozial-ökologischer Desaster vorgestellt, die sich aktuell im Bundesstaat Michoacán ereignen. Dazu zählen die Zerstörung eines Naturschutzgebietes mit großen Trinkwasservorräten durch Straßenbauprojekte, die Zerstörung von Wald der Purépecha-Indigenas zugunsten von agroindustriellen Avacado-Plantagen, der rücksichtslose Bau eines Hafens an der Pazifikküste, Tourismus- und Bergbauprojekte, die Zerstörung eines Waldes, in dem der Monarchfalter überwintert, und die Vertreibung ländlicher Kommunen, die urbanen Bauprojekten im Weg stehen.

Das 8. Nationale Treffen der ANAA diente dem Austausch von Erfahrungen über die sehr unterschiedlichen Konflikte, mit denen die Betroffenen im ganzen Land konfrontiert sind. Zugleich wurde die Erwartung auf die Entstehung einer Entwicklung artikuliert, bei der sich die diversen sozialen Bewegungen Mexikos vereinen. Dazu zählen Lehrergewerkschaften und Studentenbewegungen (einschließlich "Yo Soy 132") ebenso wie indigene und Bauern-Bewegungen sowie Initiativen gegen den Drogenterror.

Inspiriert von dem Treffen, beschlossen die Einwohner von Cherán den Start einer Kampagne gegen den Anbau von genetisch verändertem Mais. Der letzte Tag der Veranstaltung wurde von der Meldung über die Ermordung zweier Aktivisten der OCESP (Organización de Campesinos Ecologistas de Petatlán y Coyuca de Catalán) überschattet.

Das TPP untersucht seit Oktober 2011 und voraussichtlich bis 2014 Menschenrechtsverletzungen in Mexiko aus fünf thematischen Bereiche (Frauenmorde, Migration, Umwelt, Mais und ländliches Leben, Arbeiterrechte und der "schmutzige Krieg" der Aufstandsbekämpfung). Die Tolerierung der inzwischen dramatischen Umweltzerstörung bietet der mexikanische Staat nationalen und ausländischen Unternehmen als "Standortvorteil" an.

Die ANAA ist ein in 17 Bundesstaaten aktives Netzwerk, das 130 lokale Kämpfe miteinander verbindet, die sich gegen den ökologischen Kahlschlag richten.