Krieg und Frieden zu Weihnachten in Lateinamerika

Staatsoberhäupter von Uruguay und Brasilien feiern mit Waisen und Armen. Kolumbiens Führung ohne Friedensbotschaft. Kuba nähert sich dem Fest an

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Uruguays Präsident Mujica mit Waisenkindern
Uruguays Präsident Mujica mit Waisenkindern

Montevideo. Uruguays Präsident José Mujica hat kurz vor dem heutigen Weihnachtsfest Kinder aus staatlichen Waisenheimen, Senioren und Insassen eines psychiatrischen Klinikums zum gemeinsamen Abendessen in den Präsidentenpalast eingeladen. Das gemeinsame Essen stehe symbolisch für die Beziehung, die er sich zwischen dem Staat und benachteiligten Gruppen der Gesellschaft bei der Rekonstruktion der Nation wünsche, schrieb der zweite linksgerichtete Präsident des Landes in einem Kommuniqué.

Die Zusammenkunft fand im Präsidialsitz Suárez statt, den Mujica jedoch nicht als ständigen Wohnsitz nutzt. Auch nach seinem Amtsantritt 2010 lebt der ehemalige Widerstandskämpfer gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Senatorin Lucía Topolansky, weiter auf einem Bauernhof auf dem Land.

Ebenso wie Mujica feierte die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff das bevorstehende Weihnachtsfest mit Müllsammlern und Obdachlosen aus dem Gebiet von São Paulo.

In Kolumbien enttäuschte Präsident Juan Manuel Santos indes die Hoffnungen auf einen baldigen Frieden. Zwar erkannte der konservative Politiker an, dass der Friedensprozess mit der Guerillaorganisation FARC "wenn auch langsam voranschreitet". Auch sagte Santos in einem Interview mit der Tageszeitung El Tiempo, dass der Prozess mehr Unterstützung durch die Bevölkerung erfahre als er erwartet habe. Dennoch rühmte sich Santos inmitten der Friedensgespräche damit, "dass die Zahl der getöteten Anführer (der FARC) höher ist als je zuvor in der Geschichte".

Wenig versöhnliche Töne kamen zum Weihnachtsfest auch vom britischen Premierminister David Cameron, der sich in seiner Festbotschaft an die Bewohner der Malwinen (Falkland-Inseln) wandte. Cameron bezeichnete die Haltung der argentinischen Regierung im Streit um den Archipel vor der Küste des südamerikanischen Landes als "bedauerlich". Die Staatsführung in Buenos Aires "bringt offenbar die Geschichte und die Realität durcheinander", so Cameron. Der Anspruch Argentiniens auf die von Großbritannien kolonisierte Inselgruppe hatte im Verlaufe dieses Jahres zu diplomatischen und sogar militärischen Spannungen zwischen London und Buenos Aires geführt.

In Venezuela bestimmt auch während der Weihnachtstage der Gesundheitszustand des Präsidenten Hugo Chávez die Debatten. Nach Angaben des Vizepräsidenten Nicolás Maduro befindet sich der 58-jährige auf dem Weg der Besserung. Über Twitter kritisierte die Tochter des Staatschefs, María Gabriela Chávez, derweil die unseriöse Berichterstattung über ihren Vater. Sie fordere "Respekt gegenüber der Familie und vor allem gegenüber meinem Volk. Wir stehen an der Seite von Papa, lebend, kämpfend und genesend", schrieb sie in ihrem Twitter-Account. Die Tochter des venezolanischen Präsidenten reagierte damit auf immer neue Meldungen über dessen Gesundheitszustand. Zuletzt wurden sogar Gerüchte über den Tod von Chávez lanciert. Auch wenn die Meldungen keine seriösen Quellen angeben, werden sie auch im deutschen Sprachraum verbreitet.

Im sozialistischen Kuba ist das Weihnachtsfest in diesem Jahr von der Annäherung zwischen Staat und Kirche geprägt. So berichtete die halbstaatliche Nachrichtenagentur Prensa Latina über die Weihnachtspredigt des Erzbischofs von Havanna, Jaime Ortega, der in der Nacht zum heutigen 24. Dezember um "Frieden und Eintracht für die kubanische Familie" bat. Ortega zeigte sich in seiner Rede auch "erfreut über die Verbesserung der wirtschaftlichen Daten" Kubas.