Argentinien / China

Adiós al dólar

China und Argentinien vereinbaren Währungstausch

Buenos Aires/Beijing. Das Ende der US-Währung als internationale Leitwährung ist nur noch ein Frage der Zeit. Der Countdown hat schon begonnen: Ende März haben die Zentralbanken Chinas und Argentiniens eine Rahmenvereinbarung über bilaterale Währungstauschgeschäfte beschlossen. Die beiden Kreditinstitute räumten sich wechselseitige Kreditlinien über 70 Milliarden Yuan (7,7 Milliarden Euro) für bis zu drei Jahre ein. Die Vereinbarung erklärt sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation der beiden Staaten.

China hat einen Großteil seiner Devisenreserven in US-Dollar angelegt. Angesichts des sinkenden Kurses der US-Währung sucht Beijing nach einem sanften Ausstieg aus der sterbenden Leitwährung, ohne das angeschlagene Weltfinanzsystem noch weiter unter Druck zu setzen. Seit seinem Staatsbankrott von 2002 ist Argentinien vom internationalen Finanzsystem ausgeschlossen. Missernten und Einbussen beim Export haben zur Devisenknappheit geführt. Auf die Devisenreserven von 47 Milliarden US-Dollar möchte Buenos Aires tunlichst nicht zurückgreifen. Das würde zu einer Abwertung des argentinischen Peso führen. Einen Ausweg bietet nun das mit China anvisierte Abkommen: Die Argentinier können bei den Chinesen Yuan beziehen. Im Gegenzug würden sie ihren asiatischen Geschäftsfreunden die Summe in Pesos gutschreiben. Damit könnten die Südamerikaner die chinesischen Importe bezahlen oder sich auf dem internationalen Finanzmarkt mit Devisen eindecken. Die Maßnahme erlaubt Buenos Aires, sich unabhängig von Washington und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu finanzieren. Die USA haben kürzlich ein ähnliches Abkommen diversen Schwellenländern angeboten, dabei aber Argentinien aus politischen Gründen außen vor gelassen.

Für die Asiaten bedeutet die Abmachung eine weitere Absicherung ihrer wirtschaftlichen Position in Lateinamerika. 2008 stieg der Warenaustausch mit der Region um 40 Prozent auf 140 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu 2001 hat er sich verzehnfacht. China importiert von dort in erster Linie Rohstoffe und Soja und exportiert vorwiegend billige Konsumgüter. Die Übereinkunft könnte Modellcharakter für andere lateinamerikanische Staaten haben. Im Gespräch sind Brasilien und Venezuela. China übernähme so die Rolle des IWF und würde gleichzeitig seine Position als Finanzmacht stärken.

Geopolitisch betrachtet ist der chinesisch-argentinische Währungstausch ein Meilenstein auf dem Weg, den Beijing beschritten hat, damit der US-Dollar als internationale Leitwährung abgelöst wird. Kurz vor dem Abkommen mit Argentinien hatte der Chef der chinesischen Zentralbank Zhou Xiaochuan in einem vielbeachteten Aufsatz vorgeschlagen, eine neue internationale Reservewährung zum US-Dollar zu schaffen. Brasiliens Präsident Luiz Inázio "Lula" da Silva meinte dazu: "Ich glaube, dass im Prinzip alle Schwellenländer für eine neue Währung wären." Auf dem II. Lateinamerikanisch-arabischen Gipfel in Doha wiederholte Venezuelas Staatschef Hugo Chávez am Dienstag (31.3.2009) seinen bekannten Standpunkt: "Venezuela unterstützt die Bemühungen eine alternative Währung zu finden." Das könnte seiner Meinung nach eine "Petrowährung" sein. Über die Stoßrichtung dieser Maßnahme ließ Chávez keine Zweifel aufkommen: "Die Stunde ist gekommen für den endgültigen Fall des amerikanischen Imperiums."

Den chinesischen Vorstoß hatte Venezuelas Finanzminister Alí Rodríguez Araque bereits vergangene Woche beim 50. Gipfeltreffen der Interamerikanischen Entwicklungsbank im kolumbianischen Medellín gut geheißen. Er begründete seine Position mit der Schwäche der US-Währung und dem Euro als Beispiel einer gut funktionierenden Alternative.