Venezuela

Venezuelas Arbeiter organisieren sich

Gründungskongress der UNT: revolutionärer Gewerkschaftsbund in Venezuela nimmt Formen an

Caracas. Erstmals seit 2006 sind Anfang Dezember die regierungsnahen Gewerkschaften Venezuelas zu einem nationalen Kongress zusammengekommen. Damit nahmen sie den ins Stocken geratenen Gründungsprozess für einen unabhängigen Gewerkschaftsverband an der Seite der "Bolivarischen Revolution" von Präsident Hugo Chávez und seiner Bewegung wieder auf.

Mehrere hundert Delegierte von Gewerkschaften aus den verschiedensten Branchen kamen zum Eröffnungstreffen des Ersten Außerordentlichen Kongresses der Unión Nacional de Trabajadores (UNT) am 5. Dezember in die venezolanische Hauptstadt Caracas. Sie diskutierten im Großen Saal der Bolivarischen Universität (UBV) über die Grundsätze des Verbandes und beschlossen ein erstes programmatisches Dokument. Darin fordern die Werktätigen unter anderem eine weitgehende Reform des Arbeitsgesetzes zugunsten von Arbeiterrechten, den weiteren Ausbau von Gemeineigentum und die Gründung von Arbeitermilizen zur Verteidigung des revolutionären Prozesses in Venezuela.

Als Grundsätze wurden unter anderem eine klassenkämpferische Ausrichtung der UNT sowie organisatorische und politische Autonomie vereinbart. Damit betont der Verband seine Unabhängigkeit gegenüber dem Staat. Viele linke Gewerkschaften hatten in der Vergangenheit Auseinandersetzungen mit dem Arbeitsministerium der Chávez-Regierung. Dieses stellte sich bei Arbeitskämpfen immer wieder auf die Seite von Unternehmern oder diktierte "Kompromisse", die von den Arbeitern nicht akzeptiert wurden. Daher erhielt diese "antibürokratische Ausrichtung" des Verbandes große Zustimmung auf dem Kongress.

Die Delegierten des Kongresses beschlossen zudem, im Sommer 2010 die ersten allgemeinen Wahlen der Verbandsführung durch die Gewerkschaftsmitglieder durchzuführen. Für Ende Februar ist die zweite Sitzung des Kongresses geplant. Die UNT war im Frühjahr 2003 als Reaktion auf die umstürzlerischen Aktivitäten des traditionellen Gewerkschaftsbundes CTV ins Leben gerufen worden. Die eng mit den alten Eliten verbundene CTV war sowohl am gescheiterten Putsch im April 2002 wie an der so genannten Sabotage des Erdölsektors zum Jahreswechsel 2002/2003 beteiligt.

Aufgrund von internen Streitigkeiten wurde die Institutionalisierung der UNT immer wieder vertagt. Die aktuelle Initiative für den nationalen Kongress ging nun von der provisorischen Führung aus. Diese besteht vor allem aus Vertretern von Gewerkschaftsströmungen, die auch in der Regierungspartei PSUV aktiv sind. Zudem ist eine der Kommunistische Partei (PCV) nahestehende Fraktion vertreten. Die "Unabhängige Klassenkämpferische Strömung" C-CURA boykottierte den Kongress allerdings. Vertreter des trotzkistisch orientierten Zusammenschlusses beklagten ein "unilaterales, undemokratisches Vorgehen" der anderen Strömungen bei der Vorbereitung.


Einen ausführlichen Bericht über den Kongress finden Sie in unserer Rubrik Hintergrund & Analyse.