Bolivien

Einigung nach Streiks in Bolivien

Arbeitskampfmaßnahmen gegen Regierung von Präsident Evo Morales größtenteils beendet

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Einigung nach Streiks in Bolivien
Protest aufgehoben: Streikende Lehrer

La Paz. Boliviens Regierung hat den ersten großen Streik gegen die eigene Politik überstanden. Der Anfang Mai begonnene Ausstand von Fabrik- und Minenarbeitern sowie Lehrern und anderen Verbündeten ist zu großen Teilen beendet. Die Aktion hatte nicht die Ausmaße erreicht, die sich die Organisatoren vom Gewerkschaftsdachverband COB (Central Obrera Boliviana) erhofft hatten.

Insbesondere in der Rentenfrage kam die Regierung den Streikenden entgegen. So ist das Renteneintrittsalter für die bolivianischen Arbeiter nach den Verhandlungen der vergangenen zwei Wochen von 60 auf 58 Jahre hinab gesetzt worden. Minenarbeiter, die besonderen gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt sind, können mit 51 Jahren in Rente gehen.

In der Frage der Lohnerhöhungen einigten sich die Parteien auf einen Vergleich. Während diejenigen Arbeiter, die mehr als 1000 Bolivianos (etwa 115 Euro) im Monat verdienen, nun eine Erhöhung von drei Prozent erhalten, bekommen die mit geringerem Einkommen acht Prozent mehr Geld.

Am 1. Mai hatte der Präsident eine Lohnerhöhung von fünf Prozent angekündigt, nachdem er zuvor bei den Wahlen zwölf Prozent versprochen hatte. Am 10. Mai rief der Gewerkschaftsverband COB daraufhin erstmals seit dem Amtsantritt von Morales vor gut vier Jahren zu einem Generalstreik auf, der allerdings keinesfalls einen landesweiten Charakter annahm. Zwar beteiligten sich elf der 50 Sektoren des COB, aber insbesondere die Landarbeiter, die Koka-Bauern der Region Chapare und die organisierten indigenen Frauen unterstützten die Regierung der MAS. Das bedeutet, dass die wichtigsten sozialen Bewegungen, auf die der Präsident schon vor Beginn seiner Amtszeit setzen konnte, weiterhin an seiner Seite standen, während der zahlenmäßig relativ unbedeutende Sektor der Industriearbeiter sowie die Bergarbeiter für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen die Arbeit niederlegten.

Nach den Verhandlungen lenkten zunächst die Berg- und dann auch die Industriearbeiter ein. Teile der städtischen Lehrergewerkschaften blieben zunächst in Opposition zur Regierung. Mittlerweile sind jedoch auch die meisten Lehrer wieder in ihren Schulen, ohne die selbst gesteckten Ziele von bis zu 23 Prozent mehr Lohn erreicht zu haben.

Beobachter vermuten, dass es einigen der streikenden Gewerkschaftsführer insbesondere darum ging, sich für die anstehenden Wahlen zur Führung des COB in Position zu bringen. Der derzeitige Gewerkschaftschef Pedro Montes gilt gemeinhin als Verbündeter von Evo Morales und steht deswegen bei einigen seiner Kollegen in der Kritik. Allerdings schloss auch er sich zunächst den Protesten an, um später zu verhandeln.


Bildquelle: abi.bo