Venezuela / Politik

Venezuela nimmt Abschied von Hugo Chávez

Hunderttausende begleiten Leichnam zur Aufbahrung in der Militärakademie von Caracas. Eine Woche Staatstrauer

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Eine Anhängerin des Präsidenten mit einem Bild des verstorbenen Hugo Chávez
Eine Anhängerin des Präsidenten mit einem Bild des verstorbenen Hugo Chávez

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Anhänger von Hugo Chávez umringen das Auto mit dem Sarg
Anhänger von Hugo Chávez umringen das Auto mit dem Sarg

Caracas. In Venezuela haben am Mittwoch die offiziellen Trauerfeierlichkeiten für den am Dienstag verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez begonnen. Der Transport des Leichnams des linken Staatsoberhauptes vom Militärkrankenhaus "Dr. Carlos Arvelo" zur Militärakademie wurde über Stunden von hunderttausenden Anhängern begleitet. In der Akademie, in der nach Chávez' Aussagen seine Politisierung begann, soll der Leichnam bis Freitag aufgebahrt werden, damit sich Angehörige, Freunde und Anhänger von ihm verabschieden können. Wo Chávez begraben werden wird, ist unterdessen noch unklar. Die Regierung wolle die Entscheidung darüber der Familie überlassen, sagte Kommunikationsminister Ernesto Villegas. Die Regierung hat eine einwöchige Staatstrauer angeordnet.

Ein nicht enden wollendes Meer von Menschen umringte die Autokolonne, die den Sarg mit dem Körper Chávez' transportierte. Der Auflauf glich den größten politischen Demonstrationen, die das Land üblicherweise aus den Wahlkämpfen kennt.

Für die Beerdigung sind außerdem zahlreiche Präsidenten aus lateinamerikanischen Ländern angereist. So wollen Cristina Fernández de Kirchner (Argentinien), Evo Morales (Bolivien), Rafael Correa (Ecuador), Daniel Ortega (Nicaragua), Mauricio Funes (El Salvador), José Mujica (Uruguay), Dilma Rousseff (Brasilien), Ollanta Humala (Peru) und Danilo Medina (Dominica) an der Zeremonie teilnehmen. Auch die Präsidenten der rechts regierten Länder Mexiko, Kolumbien und Chile, Enrique Peña Nieto, Juan Manuel Santos und Sebastián Piñera, haben ihr Kommen bestätigt. Die beiden durch Staatsstreiche gestürzten Präsidenten Manuel Zelaya (Honduras) und Fernando Lugo (Paraguay) werden ebenfalls anwesend sein.

Die breite internationale Präsenz unterstreicht die bedeutende Rolle, die Chávez bei der regionalen Integration in Lateinamerika gespielt hat. Er trug dazu bei, dass die geplante gesamtamerikanische Freihandelszone ALCA begraben wurde und auf ihn geht maßgeblich die Gründung des linken Staatenbündnisses ALBA zurück. Auch die Gründung der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC) und der Union Südamerikanischer Nationen (Unasur) wurde durch die konsequente Verteidigung der Souveränität gegenüber den USA durch Chávez gefördert.

Nicht zuletzt dürfte die Anwesenheit der Präsidenten auch Einfluss auf den Fortgang der Ereignisse in Venezuela haben. Die ecuadorianische Zeitung El Comercio berichtet von Versuchen der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, eine "Front gegen Staatsstreiche" zu schmieden. In diesem Sinne gelte die Reise der Staatsoberhäupter nach Caracas auch dem Ziel, einen verfassungsmäßigen Fortgang der Geschehnisse in Venezuela zu unterstützen. Auch wenn sich die Opposition aktuell versöhnlich zeigt, hat ihr die Regierung von Chávez wiederholt vorgeworfen, Pläne zur Destabilisierung des Landes zu haben und möglicherweise einen gewaltsamen Umsturz zu versuchen.