Venezuela / Soziales

Mordrate in Venezuela weiter gestiegen

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Venezuelas Innenminister Néstor Reverol
Venezuelas Innenminister Néstor Reverol

Caracas. Die hohe Kriminalität bleibt eines der größten Probleme Venezuelas. Aus dem Rechenschaftsbericht des Innenministeriums des südamerikanischen Landes geht hervor, dass nach offiziellen Statistiken im vergangenen Jahr die Zahl der Mordopfer auf 16.072 gestiegen ist. Dies berichten verschiedene venezolanische Medien. Die Zahl lag 2011 noch bei 14.092. Die Mordrate pro 100.000 Einwohnern ist demnach von 50 auf 54 gestiegen. Damit bleibt Venezuela eines der gefährlichsten Länder Lateinamerikas.

Die Regierung hatte über mehrere Jahre keine Kriminalitätsstatistiken veröffentlicht. Dies änderte sich mit der Gründung eines Sozialprogramms, das die Verbrechensbekämpfung besser koordinieren soll. Bei der Vorstellung der "Mission volles Leben Venezuela" im vergangenen Jahr gestand die Regierung des kürzlich verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez ein, dass sie das Problem bislang nicht in den Griff bekommen hat. Demnach ist die Mordrate von etwa 12 im Jahr 1989 über etwa 25 im Jahr 1999 auf nun 54 gestiegen. Raub und Diebstahl seien hingegen in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Der Innenminister Néstor Reverol gab außerdem bekannt, dass sich die Morde vor allem auf die sechs Bundesstaaten Miranda, Carabobo, Lara und Zulia sowie Aragua und den Hauptstadtdistrikt von Caracas konzentrieren. Vier von ihnen wurden bis vergangenen Dezember von der Opposition regiert, zwei von chavistischen Gouverneuren. Da in Venezuela jeder Bundesstaat und darüber hinaus viele Städte eigene Polizeieinheiten haben, sieht die Regierung einen Teil der Verantwortung bei den Landesregierungen.

Die genaue Zahl der Opfer von Gewaltkriminalität ist in Venezuela inzwischen zum Politikum geworden. Seit einigen Jahren veröffentlicht die Nichtregierungsorganisation "Venezolanisches Gewaltobservatorium" (Observatorio Venezolano de la Violencia, OVV) Zahlen, die deutlich höher liegen als jene der Regierung. So seien 2012 insgesamt 21.692 Menschen ermordet worden und 2011 19.336. Die Erhebungsmethode der NGO ist jedoch fragwürdig: Die Zahlen basieren auf angeblich zurückgehaltenen offiziellen Zahlen, die am Jahresende hochgerechnet werden.