Paraguay / Politik

Cartes gewinnt Präsidentenwahlen in Paraguay

Kandidat der Colorado-Partei erhielt nach ersten offiziellen Hochrechnungen 45,83 Prozent. Linke weit abgeschlagen

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Horacio Cartes, der neue Präsident Paraguays
Horacio Cartes, der neue Präsident Paraguays

Asunción. Der Unternehmer Horacio Cartes wird Präsident der Republik Paraguay. Der Kandidat der Colorado-Partei (ANR) konnte nach ersten offiziellen Hochrechnungen 45,83 Prozent

der Stimmen auf sich vereinen, wie die paraguayische Wahlbehörde TSJE am frühen Abend mitteilte. Die ANR gewinnt damit nach Rechnungen der Tageszeitung ABC 23 der 45 Sitze im Parlament. Cartes stärkster Herausforderer, der Kandidat der liberalen Partei PLRA, Efraín Alegre, kam auf 36,93 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der linksgerichteten Partei Avanza País, Mario Ferreiro, erhielt lediglich 5,76 Prozent. Die linke Partei Frente Guasú und ihr Kandidat Anibal Carillo wurden mit 3,3 Prozent viertstärkste Kraft. Noch vor der offiziellen Bekanntgabe des Wahlergebnisses hatten seine wichtigsten Herausforderer den Sieg Cartes' bereits anerkannt.

Nach der Bekanntgabe feierten die Anhänger von Cartes ihren Sieg mit Feuerwerken und Hupkonzerten. In einer kurzen Ansprache betonte der zukünftige Präsident den friedlichen Ablauf der Wahlen und versprach die Umsetzung seines Programms. In der Tat verlief der Wahltag größtenteils ruhig und friedlich. In vielen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen vor den Urnen. Bis zu einer Stunde lang mussten die Menschen zum Teil warten, um ihre Stimme abzugeben. Wahlberechtigt waren etwa 3,5 Millionen Paraguayer. Insgesamt lag die Beteiligung laut TSJE bei 68,54 Prozent. Der eindeutige Sieg Cartes zeichnete sich bereits kurz nach Schließung der Wahllokale um 16 Uhr (Ortszeit) ab. Nationale Wahlforschungsgesellschaften sagten dem ANR-Kandidaten zu diesem Zeitpunkt über 50 Prozent der Stimmen voraus. In den Tagen zuvor waren die Medien von einem wesentlich knapperen Ergebnis ausgegangen.

Mit seinem Sieg verhilft Cartes der ANR zur Regierungsmacht zurück, die sie bei den vergangenen Wahlen 2008 zum ersten Mal seit 60 Jahren verloren hatte. Die rechtsgerichtete Partei war politische Heimat des früheren Diktators Alfredo Stroessner (1954 bis 1989). Cartes wird immer wieder des organisierten Drogenhandels, der Geldwäsche und des Zigarettenschmuggels verdächtigt. Dem Geschäftsmann gehören über 20 Unternehmen sowie der Fußballverein "Libertad". Er gilt als einer der reichsten Männer des Landes. Cartes war erst 2009 der Coloradopartei beigetreten.

Auf den neuen Präsidenten warten große Herausforderungen, sowohl innen- als auch außenpolitisch. Die momentane De-facto-Regierung unter Federico Franco wird von den südamerikanischen Staatenbündnissen Union Südamerikanischer Staaten (Unasur) und Gemeinsamer Markt Südamerikas (Mercosur) nicht anerkannt. Franco war nach der umstrittenen Absetzung Lugos im Sommer 2012 an die Macht gelangt. Cartes wird nun versuchen müssen, Paraguay wieder in beide Organisationen zu integrieren. Im Inland verlangen viele Menschen nach einer Landreform. In Paraguay gehört ein Großteil des Landes einer reichen Minderheit. Die große Mehrheit der landlosen Bauern lebt hingegen in großem Elend.