Venezuela / Politik

Behandlung der Schweinegrippe in Venezuela wird zum Politikum

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Venezuelas Gesundheitsministerin Isabel Iturria
Venezuelas Gesundheitsministerin Isabel Iturria

Caracas. Nachdem in Venezuela einige Grippefälle mit Viren vom Typ H1N1 aufgetreten sind, empfiehlt das venezolanische Gesundheitsministerium, zur Behandlung der Schweinegrippe vom Gebrauch antiviraler Medikamente wie Oseltamivir (Tamiflu®) und Zanamivir Abstand zu nehmen. Gesundheitsministerin Isabel Iturria erklärte, der Nutzen dieser Medikamente sei nicht erwiesen. Sie führte aus, dass im Regelfall die üblichen Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung einer Grippe ausreichen würden.

Dies rief einen Sturm der Entrüstung unter Medizinern der Opposition hervor. In einem offenen Brief protestieren 14 Ärzte und Epidemiologen – unter ihnen mehrere ehemalige Gesundheitsminister – dagegen, dass angeblich keine Experten konsultiert wurden. Ihrer Ansicht nach würde sich nun "die Zahl der Todesfälle unter Schwangeren verdoppeln".

Hintergrund der Debatte ist die umstrittene wissenschaftliche Beweislage hinsichtlich der Wirksamkeit dieser Medikamente. In einer Übersichtsarbeit der renommierten Cochrane Collaboration wurden die Ergebnisse aller zugänglichen klinischen Studien einer Analyse unterzogen, in denen die zwei Substanzen am Menschen getestet wurden. Die Autoren sehen sich angesichts der Daten "nicht in der Lage, eine Schlussfolgerung bezüglich des Effekts der Medikamente auf Komplikationen oder Übertragung der Grippeviren zu ziehen." Außerdem beklagen sie, dass trotz mehrfachen Nachfragens viele Studienergebnisse von den Pharmafirmen nicht zur Verfügung gestellt wurden. Auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) beschreibt die Wirksamkeit der Medikamente als "bescheiden".