Zeitschrift Lateinamerika Nachrichten wird 40 Jahre alt

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Umschlagseite 4 der LN 391
Pinochet ist tot – LN aber besteht weiter. Das Cover der alten Ausgabe Nr.25 wurde nach Pinochets Tod in der LN 391 handschriftlich ergänzt: "Auch tote Mörder muss man Mörder nennen".

Berlin. Die in Berlin ansässige Monatszeitschrift "Lateinamerika Nachrichten" (LN) wird am heutigen Freitag 40 Jahre alt. Die Anfang Juli erscheinende Jubiläumsausgabe ist die Nummer 469/470 und wird mit einem 48-Seitigen Dossier an 40 Jahre Putsch in Chile erinnern.

Nach eigenen Angaben steht die LN, wie sich die Zeitschrift in Kurzform selbst nennt, in der "Tradition der kritischen Solidarität mit linken sozialen Bewegungen in Lateinamerika sowie Politikansätzen von unten". Die eigene Berichterstattung beschreiben die LN als "solidarisch, kritisch und unabhängig über aktuelle Entwicklungen und Hintergrundthemen aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft in Lateinamerika und der Karibik". Die komplett ehrenamtliche Redaktion versteht sich als Kollektiv und gibt zehn Ausgaben der Zeitschrift im Jahr heraus.

Am 28. Juni 1973 erschien die erste Ausgabe, damals noch unter dem Titel "Chile-Nachrichten". Die erste Nummer bestand aus acht Seiten und erschien in einer Auflage von 50 Exemplaren. Die Auflage stieg dann auf 200 Stück, bis sie nach dem blutigen Militärputsch in Chile am 11. September 1973 auf bis zu 8.000 Exemplare anstieg. Heutzutage erscheinen die LN in einer Auflage von rund 2.000 Exemplaren.

Ab Mitte der 1970er Jahre berichteten die LN vermehrt über weitere lateinamerikanische Länder, sodass die Umbenennung im September 1977 in "Lateinamerika Nachrichten" erfolgte.

Dabei war den LN stets die Art der Heftproduktion wichtig. Das Rotationsprinzip bei der koordinierenden Heftleitung der einzelnen Ausgaben besteht bis heute, eine Chefredaktion gibt es nicht. Alle redaktionelle Arbeit erfolgt ausschließlich ehrenamtlich. Entscheidungen werden kollektiv diskutiert und möglichst per Konsens getroffen. So berichten Redaktionsmitglieder beispielsweise von Debatten Ende der 1980er Jahre um die Nennung oder Beibehaltung der Nichtkennzeichnung der Verfasser der redaktionellen Beiträge. Des Weiteren sei zu jener Zeit leidenschaftlich diskutiert worden, ob die Redaktion bei der Gestaltung der Zeitschrift auf die Unterstützung von Computern zurückgreifen sollte oder nicht. Computernutzung schaffe "Spezialistentum" und erfordere Expertenwissen. Dies sei mit der Idee eines Kollektivs nicht vereinbar. Letztlich setzten sich die Argumente der Computer-Befürworter aber dennoch durch. Eine nicht-repräsentive Umfrage unter den heutigen Redaktionsmitgliedern ergab eine deutliche Erleichterung angesichts der Vorstellung, die LN noch heute mit Schreibmaschine und Matritze erstellen zu müssen.