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Paraguay: Journalist will Castro-Rede nicht fälschen und wird gekündigt

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Entlassen: Paulo López
Entlassen: Paulo López

Asunción. In Paraguay hat ein Journalist der Tageszeitung ABC Color nach seiner fristlosen Kündigung schwere Vorwürfe gegen die Redaktions- und Unternehmensleitung erhoben. Sein Arbeitsverhältnis sei aufgehoben worden, nachdem er sich geweigert hatte, eine Rede des kubanischen Staats- und Regierungschef Raúl Castro zu verfälschen, sagte Paulo López laut einem Bericht des russischen Auslandssenders Russia Today, der sich auf das ebenfalls paraguayische Nachrichtenportal E’a digital berief.

Der Leiter der Zeitung, Aldo Zuccolillo, habe ihn aufgefordert, Castro Worte in den Mund zu legen, die er anhand der recherchierbaren Aufzeichnung von dessen Rede nicht verifizieren konnte, sagte López. "Das Redaktionssekretariat informierte mich über einen Anruf von Direktor Aldo Zuccolillo, in dem er angeordnet hatte, in dem Artikel mutmaßliche Aussagen von Raúl Castro hervorzuheben, in denen dieser das Scheitern des kubanischen Systems eingestanden haben soll", sagte López.

Der Redakteur gab an, daraufhin anhand von Video- und anderen Aufzeichnungen eine journalistische Meldung ohne weitere Wertungen verfasst zu haben. Dennoch sei der Text am vergangenen Montag mit dem Titel "Castro gesteht Fehler und Defekte des Kommunismus ein" erschienen. Der folgende Text sei "weniger informativ und stärker wertend" gewesen, kritisierte López, der daraufhin entlassen wurde.

Nach dem Zwischenfall wird in verschiedenen Medien Paraguays die Freiheit der Presse diskutiert. Nach Ansicht von López wird diese Freiheit durch die weitgehende Macht privater Medienunternehmer massiv eingeschränkt. Ähnliche Vorwürfe waren nach dem parlamentarischen Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung von Präsident Fernando Lugo im vergangenen Jahr erhoben worden. Der Umsturz war von den privaten Medienkonzernen mehrheitlich unterstützt worden.