Lateinamerika / Politik

19. São-Paulo-Forum für mehr linke Einheit

Integration der Linkskräfte soll weiter vertieft werden. Diskussion über die Krise des Kapitalismus und die Folgen für Lateinamerika

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Mahnende Worte: Brasiliens Ex-Präsident Da Silva während seiner Eröffnungsrede
Mahnende Worte: Brasiliens Ex-Präsident Da Silva während seiner Eröffnungsrede

São Paulo. Vertreter linker Parteien und Bewegungen aus ganz Lateinamerika haben sich vom 29. Juli bis 4. August in der brasilianischen Metropole auf dem mittlerweile 19. Forum von São Paulo zum Austausch und zur Diskussion getroffen. Vertreten waren sowohl Regierungsparteien wie die Brasilianische Arbeiterpartei (PT) oder die Vereinigte Sozialistische Partei Venezuela (PSUV) wie auch Oppositionskräfte wie die Mexikos gemäßigt-linke Partei der demokratischen Revolution (PRD) oder die Sozialistische Partei Chiles.  

Zentrale Themen des diesjährigen Treffens waren der Ausbau der Integration der Linken in Lateinamerika und weltweit sowie die aktuelle Krise des Kapitalismus und ihre Auswirkungen auf Lateinamerika. In den Seminaren, die auch per Livestream im Internet übertragen wurden, analysierte man die verschiedenen Instrumente des Integrationsprozesses und diskutierte explizit die Erfolge und zukünftigen Herausforderungen für multinationale Staatenbündnisse wie ALBA, CELAC, UNASUR und MERCOSUR. 

"Das Forum von São Paulo ist und bleibt eines der Laboratorien, in denen die Institutionen der Integration entworfen werden. Unsere Integration ist populär und wir bekämpfen die Art der Integration, wie sie von großen Teilen der lateinamerikanischen Bourgeoisie gewünscht ist. Denn diese zielt hauptsächlich auf die Integration von Märkten ab, was zu noch größerer Ungleichheit führen würde", sagte Valter Pomar, Exekutivsekretär des Forums, gegenüber amerika21.de.

Neben regionalen Entwicklungsprojekten wurde auch die Bedeutung der multilateralen Beziehungen zwischen Lateinamerika und Afrika, dem Nahen Osten, zu den BRICS-Staaten, den USA und Europa diskutiert. Parallel fand zum zweiten Mal ein Feminismustreffen des Forums statt, auf dem der Einfluss von Frauen auf den regionalen Integrationsprozess und über die politische Partizipation von Frauen in Lateinamerika diskutiert wurde. Am letzten Veranstaltungstag wurde des verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez gedacht und sein Beitrag für einen progressiven Wandel in Lateinamerika gewürdigt.  

In den Abendstunden des 31. Juli kam es zu einem Zwischenfall am Rande des Forums, als Teilnehmer seines Jugendtreffens von einer Gruppe ultrarechter Nationalisten in einer Bar attackiert wurden. Ernsthaft verletzt wurde niemand, die Polizei nahm einige der Angreifer fest. Pomar sieht den aggressiven Akt als Teil einer rechten Kampagne gegen das Forum.

Das seit 1990 bestehende Forum geht auf eine Initiative des späteren brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio "Lula" da Silva und des kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro zurück. Sein erster Veranstaltungsort São Paulo gab dem Forum seinen Namen. Während es damals als Reaktion auf den Fall der Sowjetunion und der sozialistischen Staaten in Osteuropa gedacht war, findet es heute unter anderen Vorzeichen statt. War 1990 die Kommunistische Partei Kubas (PCC) als einziger Forumsteilnehmer an der Macht, ist heute die Mehrheit der beim Forum vertretenen Parteien an den Regierungen ihrer Ländern beteiligt. Die Veränderungen der politischen Landschaft Lateinamerikas beeinflussen auch die Ausrichtung des Forums. So lag der Schwerpunkt der letzten Foren darauf, Gemeinsamkeiten im breiten linken Spektrum auszuloten, die Einheit und Verbundenheit von Lateinamerikas Linken zu befördern. Valter Pomar dazu: "Unsere Position ist es, die Linksregierungen zu unterstützen, für ihr Fortbestehen zu arbeiten. Wir wollen die Gesellschaften dabei unterstützen, ein Programm des Wandels durchzuführen, damit diese sich vom Status quo befreien und die Integration beschleunigen."

Ein paar mahnende Worte gab Initiator Da Silva den Teilnehmern bei seiner Eröffnungsansprache mit: "Wir dürfen nicht den Kontakt zum Volk verlieren." Er bezog sich damit auch auf die vorangegangenen Massenproteste in Brasilien. "Die Macht ist etwas Magische: Es gibt die Tendenz, dass einem, wenn man an die Macht gelangt ist, das Volk, welches einem einst als so schön und außergewöhnlich erschien, dies nun nicht mehr ist", so der ehemalige Staatschef.

Das nächste Forum soll in Bolivien stattfinden.