Eigener Satellit: Brasilien schirmt sich gegen US-Spionage ab

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Brasilien möchte seine Souveränität über die nationale Kommunikation hochhalten
Brasilien möchte seine Souveränität über die nationale Kommunikation hochhalten

Brasília. Brasiliens Regierung hat für Ende September die Entscheidung zum Betrieb eines ersten eigenen Satelliten angekündigt. Der Vertrag mit dem französischen Unternehmen Thales Alenia Space, das den Bau des Gerätes ausführen wird, soll ein Volumen von 1,5 Milliarden Reais (etwa 478 Millionen Euro) haben. Im April 2016 möchte Brasilien den Satelliten von einem Raketenstartgelände in Französisch-Guyana aus in eine geostationäre Umlaufbahn befördern. Da das größte Land Südamerikas bisher über keinen eigenen Kommunikationssatelliten verfügt, muß entsprechende Technologie, die unter der Kontrolle anderer Staaten und ausländischer Unternehmen steht, gemietet werden, was jährlich Kosten von mehr als 100 Millionen Reais verursacht.

Mit dieser strategischen Entscheidung sollen neben einer Erweiterung der Kapazitäten für die Breitbandkommunikation den Erfordernissen der nationalen Sicherheit auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiet Rechnung getragen werden. Die Entscheidung steht im Zusammenhang mit den weltweiten Big-Brother-Methoden der US-Geheimdienste. Aus den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden geht hervor, daß Brasilien eines der Länder ist, dessen Internet und Telekommunikation von nordamerikanischen Stellen am intensivsten ausspioniert werden. Das Projekt war bereits früher erwogen und aus Kostengründen mehrfach verschoben wurden. Über die wissenschaftlich-technologischen Fähigkeiten zum Bau eines Satelliten im eigenen Land wird Brasilien voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2021 verfügen. Brasiliens Weltraumpläne hatten vor zehn Jahren mit der Explosion der Satelliten-Trägerrakete VLS auf dem brasilianischen Startplatz Alcântara einen schweren Rückschlag erlitten. Bei der Trägödie kamen 21 Arbeiter ums Leben.

Neben der Indienststellung des Satelliten ist die Verlegung von neuen Unterseekabeln geplant, die Brasilien mit Afrika und Europa verbinden. Mit ihrer Hilfe sollen die Kommunikationswege weniger leicht verletzbar und besser gegen die Datensammler aus den Vereinigten Staaten zu schützen sein.

Auf die Notwendigkeit, das Projekt zügig umzusetzen, wird nun besonders aus dem Verteidigungsministerium in Brasília hingewiesen und zum Handeln gedrängt. Ein Satellit unter eigener Regie und Kontrolle sei zum Schutz gegen Spionage von höchster Dringlichkeit. Weitere Verzögerungen müßten unbedingt vermieden werden. Der nun vorgesehene Starttermin gilt dennoch als eine optimistische Prognose.

Dem brasilianischen Minister für Kommunikation Paulo Bernardo zufolge, müssen brasilianische Firmen, welche nach Snowdens Informationen in die Überwachungsmaßnahmen der US-Dienste verwickelt sein sollen, nun mit Ermittlungen der brasilianischen Strafverfolgungsbehörden und mit ihrer Bestrafung rechnen.