USA spionieren Lateinamerika von kleiner Atlantikinsel aus

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Von der Insel Ascensión im Atlantischen Ozean sollen die USA die Telekommunikation in Brasilien, Argentinien, Uruguay, Kolumbien und Venezuela überwachen
Von der Insel Ascensión im Atlantischen Ozean sollen die USA die Telekommunikation in Brasilien, Argentinien, Uruguay, Kolumbien und Venezuela überwachen

Washington/Ascensión. Die Vereinigten Staaten unterhalten eine Spionage-Basis auf der kleinen Insel Ascensión, mitten im Atlantischen Ozean. Von dort aus sollen sie die Telekommunikation in Brasilien, Argentinien, Uruguay, Kolumbien und Venezuela überwachen. Das berichtete am vergangenen Sonntag die brasilianische Wochenzeitung Istoé.

Das Blatt beruft sich auf Informationen von "Spezialisten" zum Thema Spionage, die für eine Reportage über die Abhörmaßnahmen gegen die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff durch den US-Geheimdienst National Security Agency (NSA) befragt worden seien. Laut Istoé ist die Basis in Ascensión, einem winzigen britischen Überseeterritorium, Teil des "Echelon-Projektes", an dem außer den USA auch die Regierungen Großbritanniens, Kanadas, Neuseelands und Australiens beteiligt waren.

Die Auswertung von Dokumenten des nach Moskau geflüchteten ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden belegten die Vermutung einer Zusammenarbeit der fünf genannten Staaten bei Spionagemaßnahmen, so Istoé. Die in Ascensión gesammelten Daten würden in einem Geheimdienstzentrum in Fort Meade in Maryland, USA, ausgewertet, berichtet das Blatt weiter. In "vielen Fällen" arbeiteten die US-amerikanischen Dienste mit Telefon- und Internetanbietern zusammen. Genannt werden Unternehmen wie Microsoft, Google, Facebook, sowie Verizon und AT&T.

Ebenfalls am Sonntag enthüllte die Nachrichtensendung "Fantástico" des brasilianischen Fernsehsenders TV Globo, dass die NSA auch den staatlichen brasilianischen Erdölkonzern Petrobras ausgespäht habe. Darüber hinaus wurden Firmennetzwerke von Google, das Telekommunikationsnetzwerk für den Interbanken-Austausch SWIFT, über das viele Finanztransaktionen weltweit abgewickelt werden, sowie das französische Außenministerium vom NSA angezapft.

Bereits in der Vorwoche hatte "Fantástico" die Abhörmaßnahmen der US-Amerikaner gegen Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sowie Mexikos Präsidenten Enrique Peña Nieto öffentlich gemacht. Rousseff hatte daraufhin sogar eine Absage ihres für Oktober geplanten Staatsbesuchs in den USA erwogen und diesen von der (noch ausstehenden) Reaktion der US-Regierung abhängig gemacht. Die neuerlichen Enthüllungen dürften nicht dazu beitragen, die Verstimmungen zu beseitigen.