Ecuador / Politik / Wirtschaft

Landgut in Ecuador an Arbeiter vergeben

Regierung unterstützt Arbeiter beim Kauf beschlagnahmter Bananenhazienda. Magnat und Ex-Besitzer Álvaro Noboa stellt sich dagegen

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Treffen zwischen Präsident Correa und den Arbeitern von La Clementina
Treffen zwischen Präsident Correa und den Arbeitern von La Clementina

Quito. Rund 2.000 Arbeiter der größten ecuadorianischen Bananenhazienda La Clementina werden demnächst Besitzer des Landgutes. Die Regierung von Präsident Rafael Correa hat die Bewilligung eines Kredites in Höhe von 80 Millionen US-Dollar bei der Nationalbank CFN in die Wege geleitet, damit die Landarbeiter das 12.000 Hektar große Grundstück bei einer Zwangsversteigerung erwerben können. Das Finanzamt hatte die Immobilie des Unternehmens Exportadora Bananera Noboa EBN im Mai wegen Steuerhinterziehung beschlagnahmt und wird sie am kommenden Mittwoch, dem 4. Dezember versteigern.

Präsident Correa führte aus, dass die Arbeiterkooperative Coorpoclem die Hazienda La Clementina nicht direkt verwalten wird, sondern einer Treuhand der CFN untersteht, die Geschäftsführer einstellen wird. "Ihr seid die Besitzer, aber die Administration wird in den Händen von profesionellen Verwaltern liegen", sagte Präsident Correa zu den Arbeitern. Weitere Bedingungen zur Vergabe des Kredites seien, dass die neuen Besitzer weiterhin in der Hazienda arbeiten und keiner von ihnen individuell Grundstücke des Landgutes verkauft.Damit hätte das Eigentum einen gemeinschaftlichen Charakter.

Ursprünglich gehörte La Clementina dem Großunternehmer und Ex-Präsidentschaftskandidaten Álvaro Noboa, der laut dem Finanzamt circa 93 Millionen US-Dollar Steuerschulden beim Staat hat. Aus diesem Grund beschlagnahmte die Behörde verschiedene Güter Noboas wie Luxusautos, Flugzeuge, Jachten und mehrere Grundstücke. Einige der Objekte sind bereits versteigert worden. La Clementina sei allerdings der größte beschlagnahmte Landbesitz des Unternehmers.

Trotz des gerichtlichen Verbotes, das Land zu verlassen, hat Noboa Ecuador im März illegal verlassen. Aus dem Ausland versicherte der 63-Jährige, er habe keine Steuern hinterzogen und die staatlichen Beschlagnahmungen seien nicht legal. Er behauptete, er würde von der Regierung politisch verfolgt.

Noboa teilte vergangene Woche mit, dass er beim Interamerikanischen Gerichthof für Menschenrechte (CIDH) eine Klage wegen politischer Verfolgung eingereicht habe. Damit erhoffe er sich Schutzmaßnahmen des Gerichts, durch die die Zwangsversteigerung von La Clementina verhindert wird, so der Anwalt von Exportadora Bananera Noboa, Juan Vizuete. Der Anwalt kündigte außerdem mehrere Besuche bei diplomatischen Vertretungen in Ecuador an. Dabei wolle er ausländische Unternehmer über die Politik des illegalen Verkaufs von Gütern aufklären, die das Finanzamt gerade durchführe. Ebenso plane Noboa, eine Beschwerde beim Arbeitskreis für Maßnahmen zur Geldwäschebekämpfung FATF einzureichen.