Argentinien drittgrößtes Lieferland für Kokain?

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Laut UN Drogenbehörde (UNODC) war 2013 Argentinien das weltweit drittgrößte Lieferland für Kokain. Die argentinische Regierung widerspricht dieser Darstellung
Laut UN Drogenbehörde (UNODC) war 2013 Argentinien das weltweit drittgrößte Lieferland für Kokain. Die argentinische Regierung widerspricht dieser Darstellung

Buenos Aires/Wien. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) hat in seinem Drogenbericht 2013 Argentinien als weltweit drittgrößtes Lieferland für Kokain benannt. Vor Argentinien rangieren Brasilien und Kolumbien, danach folgen in vierter und fünfter Position die Dominikanische Republik und Venezuela. Argentinien gilt nach Angaben von UNODC auch als das lateinamerikanische Land mit der höchsten Konsumentenrate. 2,6 Prozent der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren sollen regelmäßig Kokain konsumieren.

Das Außenministerium in Buenos Aires hinterfragte nach der Veröffentlichung des Jahresberichts dieses Ergebnis und machte darauf aufmerksam, dass die Aufstellung auf unvollständigen statistischen Angaben beruhe.

Angesichts der Tatsache, dass das staatliche argentinische Drogenobservatorium seit 2007 keine Statistiken mehr über die Beschlagnahmung von Drogen, chemischen Basisprodukten zur Herstellung sowie aus dem Drogenhandel stammenden Geldern veröffentlicht und auch nicht an UNODC weitergibt, stellt sich tatsächlich die Frage, auf welchen Quellen die Schätzungen von UNODC beruhen. Die UN-Drogenbehörde gibt in ihrem Bericht keine nähere Auskunft darüber.

Die meisten Länder Lateinamerikas haben in den vergangenen Jahren ein distanziertes und schwieriges Verhältnis zu UNODC entwickelt. Zahlungen, aus denen sich das UNODC finanziert, werden vor allem von Staaten geleistet, die eine restriktive Drogenpolitik propagieren – wie beispielsweise Schweden, Italien und die USA. Kritiker werfen dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung vor, seine drogenpolitischen Positionen und Empfehlungen vor allem nach diesen Ländern auszurichten. Das UNODC steht bis heute für das Dogma der Bestrafung und Kriminalisierung von Drogenkonsumenten und der Vernichtung der Koka- und Schlafmohnpflanzungen von Kleinproduzenten.

Währenddessen wird in Lateinamerika auch von offizieller Seite – rechtsgerichtete Regierungen wie in Kolumbien oder Guatemala eingeschlossen – der repressive drogenpolitische Ansatz und der sogenannte "Krieg gegen die Drogen" als gescheitert betrachtet.