Großmütter der Plaza de Mayo finden "Enkelin 110"

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Estela de Carlotto bei der Pressekonferenz. Auf den Fotos die Eltern von "Enkelin 110", Romulo Oscar Gutierrez und Liliana Isabel Acuña
Estela de Carlotto bei der Pressekonferenz. Auf den Fotos die Eltern von "Enkelin 110", Romulo Oscar Gutierrez und Liliana Isabel Acuña

Buenos Aires. Die Großmütter der Plaza de Mayo haben die seit 1976 verschwundene "Enkelin 110" gefunden. Dies gab die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Buenos Aires bekannt. Es handelt sich um die Tochter von Liliana Isabel Acuña und Romulo Oscar Gutierrez. Die beiden 24- und 25-jährigen Studenten und Mitglieder der Stadtguerilla Montoneros wurden am 26. August 1976 in ihrem Haus in San Justo festgenommen und zur Polizeistation des 4. Kommissariats in Buenos Aires gebracht. Kurz darauf wurden sie von Militärs an einen unbekannten Ort verschleppt und waren seitdem verschwunden. Liliana Isabel Acuña war zum Zeitpunkt der Entführung im fünften Monat schwanger.

Die Identität der "Enkelin 110" werde im Moment auf deren Wunsch hin nicht bekanntgegeben, sagte die Sprecherin der Gruppe, Estela de Carlotto. Die Frau wolle ihre Familie kennenlernen, brauche aber noch Zeit. Sie hatte sich im vergangenen Oktober im Büro der Großmütter gemeldet, weil sie Zweifel an ihrer wirklichen Identität hatte. Die Gruppe habe sofort die Nationale Kommission für das Recht auf Identität (Conadi) eingeschaltet und der DNA-Vergleich habe Klarheit gebracht. Die Großmutter väterlicherseits, die vor zwei Jahren verstorbene Vilma Delinda Sesarego de Gutiérrez, gehörte zu den Gründerinnen der Großmütter der Plaza de Mayo. "Trotz der verstrichenen Zeit und allen Versuchen, die Spuren zu verwischen, triumphiert einmal mehr die Wahrheit über die Lüge", so Carlotto.

Die systematische Entführung von Kindern und der Identitätsdiebstahl sei ein bestimmendes Merkmal der argentinischen Diktatur gewesen, so der Anwalt Alan Iud bei der Pressekonferenz. Nach Schätzungen der Großmütter der Plaza de Mayo wurden etwa 500 Kinder geraubt. Wenn Aktivisten mit einem kleinen Kind verschleppt wurden, sei dieses zu einer Familie eines meist hochrangigen Polizisten oder Militärs gebracht worden. Schwangere, die entführt wurden, seien bis zur Geburt des Kindes am Leben gelassen und dann getötet worden. Die Neugeborenen seien ebenfalls an Angehörige der Sicherheitskräfte übergeben worden, sagte der Anwalt. Dies war auch bei "Enkelin 110" der Fall, die in der Familie eines Polizisten aufwuchs.