Venezuela / Medien

Venezuela: Verleger der größten Tageszeitung kritisiert Medien

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Der Herausgeber von "Últimas Noticias", Eleazar Díaz Rangel
Der Herausgeber von "Últimas Noticias", Eleazar Díaz Rangel

Caracas. Der Herausgeber von "Últimas Noticias", Eleazar Díaz Rangel, hat die Berichterstattung der privaten Medien über die aktuellen Proteste in dem südamerikanischen Land kritisiert. Sie verfolgten eine redaktionelle Linie, welche die durch Gewaltaktionen rechter Gruppen entstandene Situation noch verschärfe. "Últimas Noticias" ist die größte private Tageszeitung in Venezuela und gehört zum Familienkonzern "Cadena Capriles", der nach eigenen Angaben Marktführer im Informationsbereich des Landes ist. Der zweimal unterlegene Präsidentschaftskandidat der Opposition und Gouverneur von Miranda, Henrique Capriles, ist ein Spross dieser Familie.

Die Berichte über die Proteste seien in hohem Maße von Voreingenommenheit geprägt, so Díaz Rangel. Es scheine redaktionelle Richtlinien zu geben, die befürworten, dass sich die kritische Situation weiter zuspitze und in eine größere Krise münden könnte, die zum Rücktritt von Präsident Nicolás Maduro führe.

Díaz Rangel hinterfragte auch die Tatsache, dass viele Privatmedien über so wichtige Ereignisse wie die Nationale Friedenskonferenz und die Installation der Wahrheitskommission für Wirtschaft kaum berichten, sondern stattdessen angebliche Repressalien gegen Demonstranten durch Sicherheitskräfte groß herausstellen.

Die staatlichen Medien hätten zwar eine andere Position, berichteten aber auch nicht über alles, was im Land geschehe. Seiner Ansicht nach würden sie es vorziehen, einige der Dinge, die auf nationaler Ebene geschehen, aus politischen Gründen zu verbergen.

"Últimas Noticias" bemüht sich nach Angaben Díaz Rangels, "die Realität zu zeigen" – und diese drücke sich, was die Opposition angeht, auf zwei Arten aus: eine gewalttätige und eine die versuche, die negativsten Seiten der Proteste zu verschleiern.

Regierungsanhänger kritisieren allerdings auch Últimas Noticias und werfen dem Blatt vor, eine Sprache der Konfrontation und der Unterstützung von Gewalt zu benutzen und die Friedensbemühungen der Regierung nicht adäquat darzustellen.

Ende vergangener Woche kam es in mehreren Städten Venezuelas wieder zu Ausschreitungen und zu Zusammenstößen zwischen kleinen, gewalttätigen Gruppen der Opposition und Sicherheitskräften. Dabei wurde in Valencia ein Angehöriger der Nationalgarde erschossen. In Maracaibo erlitt ein Polizist schwere Brandverletzungen durch einen Molotov-Cocktail.

Am Sonntag fanden in verschiedenen Städten Demonstrationen von Regierungsgegnern statt, unter anderem in der Hauptstadt Caracas mit mehreren tausend Teilnehmern.