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Boliviens Außenminister wirbt in der Schweiz für Rückgabe von Kulturgut

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Boliviens Außenminister David Choquehuanca (Mitte) und Botschafterin Elizabeth Salguero (rechts) bei der Pressekonferenz in Bern
Boliviens Außenminister David Choquehuanca (Mitte) und Botschafterin Elizabeth Salguero (rechts) bei der Pressekonferenz in Bern

Bern. Der Außenminister Boliviens, David Choquehuanca, hat am Freitag in der Schweiz für die Rückgabe bolivianischen Kulturgutes geworben. Konkret verhandeln Bolivien und die Schweiz die Rückführung einer Figur des "Illa del Ekeko" (Geist des Ekeko, Gott des Wohlstandes), die der Schweizer Diplomat Johann Jakob von Tschudi vor 156 Jahren im bolivianischen Tiwanaku unter fragwürdigen Umständen in seinen Besitz gebracht hat.

Die Figur befindet sich heute im Bernischen Historischen Museum (BHM) in der Schweizer Hauptstadt. Die Figur des "Illa de Ekeko" hat als Gott des Wohlstandes und Wohlbefindens für die indigenen Völker Boliviens eine kulturelle und spirituelle Bedeutung, weshalb sich der bolivianische Staat seit rund zwei Jahren aktiv um ihre Rückgabe einsetzt. Anläßlich seines Besuchs in Bern wurde Außenminister Choquehuanca vom Direktor des Museums, Dr. Jakob Messerli, empfangen. Zuvor war er mit Staatssekretär Yves Rossier und Pietro Piffaretti, Regionalkoordinator für Südamerika des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten (EDA), zusammengetroffen. Auch Gespräche mit der Direktorin des Bundesamts für Kultur (BAK) und mit dem zuständigen Direktor für Kulturgütertransfer des BAK standen auf dem Programm.

Bei der anschliessenden Pressekonferenz bekräftigte Choquehuanca, der Ekeko müsse "dahin zurückkehren, wo er hingehört". Die Verhandlungen um die Rückgabe der Statue sei Teil einer umfassenderen Politik der Rückgewinnung der historischen Erinnerung der indigenen Völker, die der bolivianische Staat verfolge: "Unser Wissen und unsere Kultur wurden vor 500 Jahren begraben, heute sind wir daran, sie zurückzugewinnen", sagte der Minister.

Laut Choquehuanca ist bei den Gesprächen mit den Schweizer Autoritäten von beiden Seiten die Absicht geäußert worden, ein bilaterales Abkommen zwischen der Schweiz und Bolivien über den Schutz von Kulturgütern auszuhandeln. Zwar hätten beide Staaten das internationale "Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut" ratifiziert, jedoch könne mit einem bilateralen Vertrag die Abwicklung solcher Fälle beschleunigt werden.

Das Bernische Historische Museum seinerseits schreibt in einer Mitteilung, die Institution sei "grundsätzlich bereit", Objekte aus ihrer Sammlung "bei begründeten Ansprüchen zurückzugeben". Allerdings müsse durch ein Expertengutachten erst zweifelsfrei geklärt werden, ob es sich bei der Figur tatsächlich um den Ekeko handele. Choquehuanca begrüßte die Zusammenarbeit mit Experten, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass Bolivien auf einer Rückführung beharren wird: "Unsere Kultur ist tausende Jahre alt, der Ekeko auch. Wir haben keine Eile, denn wir wissen, das Wiedersehen wird Tatsache werden", so der Außenminister.